Berlin, 27.7.00.
Sehr geehrter Herr Professor!
Soeben habe ich den Entwurf zur einer „Entstehung und Entwicklungsgeschichte“ beendet. Die Arbeit bedeutet die Klarlegung derjenigen Erscheinungen, welche man vulgär „Seelenthätigkeit“ nennt als Folgen mechanischer Ursachen, || ist durch die moderne Entwicklungstheorie angeregt, giebt aber nicht nur Folgerungen aus derselben, sondern stellt im Gegenteil einen auf anderem Wege gefundenen Beweis für die allmähliche Entwicklung aller organischen Formen dar.
Bevor ich das Werk in Druck gebe, liegt mir daran von Ihnen, sehr geehrter Herr Professor, etwa widersprechende Ansichten zu hören. Ich richte daher an Sie die ergebene Anfrage, ob Sie || vielleicht geneigt wären, das deutlich, wenngleich nicht ganz sauber geschriebene Manuskript des Entwurfs (quantitativer Inhalt etwa 5 Druckbogen) zu lesen. Wegen der geringeren Übersicht, die jedem geschriebenen Text gegenüber einem gedruckten anhaftet, bitte ich von vornherein um Entschuldigung. Da ich bereits am 30. Juli Berlin verlasse, um in München eine militärische Übung zu absolvieren, so war es bei der Kürze der mir noch zur Verfügung stehenden || Zeit auch nicht möglich, eine Abschrift herstellen zu lassen.
Sollten Herr Professor die Überzeugung von dem wissenschaftlichen Wert der Arbeit gewonnen haben, so bitte ich ganz ergebenst, mir nach meiner Rückkehr aus den Manövern eine Unterredung gewähren zu wollen.
Falls Herr Professor, wie dies anzunehmen ist, bis zum 30. a dieses Monats keine Zeit zur Beantwortung meiner Bitte || gefunden haben, so werde ich mir erlauben, von München aus meine dortige Adresse auszugeben, sowie im Falle Ihrer Zustimmung das Manuskript in Ihre Hände gelangen zu lassen.
Mit vorzüglichster Hochachtung
ergebenst
Werner Moser, Berlin
Schumannstr. 9.
parterre.
a gestr.: J