Timler, Carl

Carl Timler (Architekt) an Ernst Haeckel, Jena, 6. Dezember 1879

Carl Timler

Architekt

Jena.

Hochgeehrtester Herr Professor!

Anbei sende ich Ihnen 3 Skizzen in verschiedenen Grundrißanordnungen für das projektirte zoologische Museum und bitte, dieselben gütiger Einsichtnahme und Prüfung unterziehen zu wollen.

Da die nöthigsten Bemerkungen, wie auch die Maaße eingeschrieben sind, so bedarf es wohl keiner sehr eingehenden Auseinandersetzungen; Sie werden meine Intentionen leicht verstehen. Im Allgemeinen erlaube ich mir nur Folgendes anzuführen:

Skizze I. entspricht dem mir gegebenen Programm am Meisten; die Grundrißdisposition gestattet aber nicht wohl eine wirkungsvolle und entsprechende Ausbildung der Façade, wenigstens würde diese in meiner zur Darstellung gebrachten Idee verfehlt sein.

Skizze II. giebt die Lage der Haupträume und auf der Treppe in – nach meinem Dafürhalten – besserer Anordnung, läßt das Innere sich auch nach Außen aussprechen und gestattet, die Seitenbauten niedriger zu machen, da ja wohl die betreffenden Innenräume die Höhe der Hörsääle etc. gar nicht bedürfen. Für billigeren Bau und bessere Beheizung ist dies gewiß von Wichtigkeit. Aber auch die Wirkung nach außen wird eine viel richtigere und bessere.

In Skizze III ist die Gruppierung der Räume so angenommen, daß || das Auditorium und der Saal darüber einen Gebäudeflügel für sich bilden und nach Norden liegen, mit reichlicher Beleuchtung von Ost und West. Diese Ausführung würde ich zunächst empfehlen, wenn die Ausführung des Baus auf dem zuerst bestimmten Terrain geschehen sollte, weil die Baukosten sich so am wenigsten hoch stellen dürften.

Ich bearbeite nun noch eine weitere Skizze in von den vorliegenden verschiedener Anordnung der Hörsääle resp. der beiden großen Haupträume und hoffe Ihnen diese ebenfalls bald vorlegen zu können.

Inzwischen war Herr Garteninspektor Maurer so freundlich mir die Mittheilung zu machen, daß nach einer Äußerung des Herrn Minister Dr. Stichling der Bau ganz auf das Terrain des landwirthschaftlich-botanischen Gartens gelegt werden könne. Ich habe mich im Interesse der soviel besseren Zulänglichkeit des Baufonds darüber sehr gefreut.

Die nöthigsten Terrainaufnahmen hatte ich glücklicherweise noch vor dem großen Schneefall vornehmen lassen, wie auch die Messungen des pflanzenphysiologischen Museums ausgeführt worden sind und erlaube ich mir nächsten Montag bei Ihnen vorzukommen um durch mündliche Besprechung der Angelegenheit weiteres Material für die fernere Bearbeitung der Aufgaben zu gewinnen.

In größter Hochachtung

Ihr ergebener

C. Timler

Jena, d. 6. Dezember 1879.

/ anbei 3 Blatt Skizzen.

d. B.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
06.12.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 49647
ID
49647