Ludwig Plate an Ernst Haeckel, Berlin, 14. Oktober 1908
Berlin, Beethovenstr. 1. 14/X
Verehrtester Freund!
Ich habe soeben an Dr Vollert geschrieben, wir seien jetzt in allen Punkten in Übereinstimmung und ich bäte ihn nur noch mira zu bestätigen, dass ich „nach Übernahme des Ordinariats über die Stiftungserträgnisse in der gleichen Weise mit Zustimmung der Regierungen zu verfügen“ habe, wie dies früher von Ihnen geschehen sei. Diese Unterlage muss ich für später haben, damit nicht irgendein Kurator mir später Schwierigkeiten macht. Ich schrieb ferner nach Weimar, dass ich nach Erhalt || dieser Bestätigung unverzüglich meine Annahme der Regierung und dem Prorektor mitteilen würde. In wenigen Tagen ist also hoffentlich die ganze Sache erledigt. Der an Sie gerichtete Brief geht anbei mit Dank zurück.
Inzwischen habe ich Schritte getan um zahlreiche Namen von Zoologen und Industriellen (20–30) zu sammeln, welche einen Aufruf unterschreiben sollen, der in allen grossen Blättern veröffentlicht werden soll, um zum 16. Febr. weitere Geldmittel fürs Museum zu beschaffen. Rathenau muss auch in das Komitee hinein und wird dann || wohl einige braune Lappen springen lassen, aber 100 000 M sind schwer von einem Mann loszueisen. Die Brassaffaire schadet uns natürlich sehr. Den Ausdruck „Fälscherbund“ hätten Sie vermeiden sollen, er schafft nur Feinde und nützt nichts; hoffentlich bereitet er Ihnen keine weiteren Unannehmlichkeiten. Ich rate Ihnen sehr, auf die letzte Erklärung des Keplerbundes gar nicht zu antworten, sonst giessen Sie nur Öl ins Feuer.
Viel Glück zum Darwinvortrag, dessen Erträge wohl dem Museum zufließen werden. Ich spreche über Darwin am 10/II in der Urania, am 12/II im Rathaus, am 20/II in Dresden und am 1/III in || Bremen. Dann wird aber auch eine lange Zeit nichts weiter in der Sache verzapft öffentlich.
Auf Wiedersehen in den letzten Tagen des Monats. Herzlichst Ihr
Plate
a eingef.: mir