Von und an Alexander Franken (Missiv), Jena, 25. Mai 1886

Patres Academiae Venerandi!

Indem ich Ihnen die in Verfolg der Schenkungsofferte des Herrn P. v. Ritter entstandenen Akten wieder vorlege, beehre ich mich, zunächst Folgendes zu berichten:

Laut beifolgendem Ministerial-Rescript nebst Abschrift ist nunmehr zwischen dem Großherzoglichen Staats-Ministerium und dem gedachten Herrn eine demnächst zu überreichende Urkunde festgestellt, welche, juristisch, ganz unzweifelhaft eine irrevocable Schenkung unter Lebenden von 300, 000 M. darstellt, von welcher Summe 130, 000 M. sofort, 170, 000 M. längstens 3 Monate nach dem Tode des Donators fällig sind.

Laut demselben Rescript ist die höchste Genehmigung dieser Urkunde, und damit natürlich stillschweigend auch unsere Annahme (als einer erwarteten), theils schon ertheilt, theils nachgesucht.

Desgleichen soll die Schenkung- und Stiftungsurkunde gegen Ende der laufenden Woche, entweder durch den Donator persönlich oder durch Bevollmächtigten, in Weimar zu Händen des Großherzoglichen Staatsministerii übergeben werden.

Hiermit ist der durch Missive vom 5.–10. dieses Monats (cf. Anlage) gefaßte Senatsbeschluß zu einem unbedingten geworden resp. wird mit dem Moment des Erscheinens der Urkunde in Weimar zu einem unbedingten.

(Das Großherzogliche Staatsministerium hat zwar Vollmacht uns zu vertreten, in dieser Sache von uns bisher nicht empfangen; aber es hat als unser negotiorum gestor gehandelt, und der Donator selbst erklärt, mit ihm, als dem Vertreter der Universität für dies Geschäft, abschließen zu wollen.)

Aufgrund dieser Momente ist Sr. Excellenz dem Herrn Staats-Minister des Cultus die (in solenner Form || ausgefertigte) Annahme-Erklärung, behufs Ausfolgung an Herrn von Ritter gegen die Stiftungsurkunde, gestern von mir übersandt worden.

Ueber das weitere Schicksal der Stiftungsurkunde und der sofort fälligen und in Aussicht stehenden M 130, 000 ist bisher Näheres nicht bestimmt, außer daß nach §. 1 der dem Ministerialrescript beiliegenden Abschrift „der geschenkte Capitalbetrag von M. 300, 000 nach den für die Vermögensverwaltung der Universität Jena bestehenden Vorschriften, jedoch besonders, zu verwalten“, das jährliche Reinerträgniß aber nach den Bestimmungen im §. 2 der Urkunde zu verwenden ist.

Die Angelegenheit ist somit zu einem ersten Abschlusse gediehen, und ich nehme meinerseits den früher vom Herrn Collegen Haeckel gestellten

1.) Antrag auf Erlaß eines Dankschreibens

auf.

Da aber, wie es scheint, der Herr Donator nächster Tage persönlich in Weimar erwartet wird, und da es wohl angezeigt erscheinen kann, wenn die Universität diesen Umstand nicht ignorirte, so bitte ich um gefl. Vorschläge resp. Abstimmung darüber:

2.) ob etwa das Dankschreiben dem Herrn Donator persönlich durch eine Senats-Abordnung überreicht, oder demselben – und wie? – eine sonstige Dankes- resp. Ehrenbezeugung Seitens der Universität angeboten werden soll.

Sichere Notiz über Ob? und Wann? der Anwesenheit des Herrn Donators in Weimar will ich gleichzeitig mit Gegenwärtigem durch den Herrn Curator erbitten.

Hochachtungsvoll

Franken, d. Z. Prorector ||

Magnifice Academiae Prorector

Weiterer Bestimmung gewärtig würde ich die Überreichung des Dankschreibens durch S. Magnificenz für hinreichend halten.| Hase

Nach soeben erhaltenen Telegrammen wird übermorgen (Donnerstag) Serenissimus Academiae Rector die Stiftungs-Urkunde aus den Händen des Bevollmächtigten, Herrn Justizrath Ed. von Harnier aus Frankfurt, entgegennehmen, wobei ich zugleich beauftragt bin, die Intentionen des Stifters zu erläutern. Herr Paul von Ritter selbst wird erst im Laufe des nächsten Monats in Weimar eintreffen (wahrscheinlich erst Ende Juni). Ich beantrage daher:

1. Sofortigen Erlaß eines Dankschreibens an Herrn Dr. Paul von Ritter (Basel, Schärtlingasse 8),

2. die Frage, ob und wie noch sonstige Dankes-Bezeugungen vom illustren Senate zu beschließen seien, einstweilen auszusetzen, – indem ich mir einen weiteren bezüglichen Antrag vorbehalte. || Haeckel

Wie College Häckel Lipsius | Leist | Seyerlen|

Wie Hr. College Haeckel A. Geuther | Ebenso Siegfried | Eucken | Delbrück | G. Meyer | Thomae | Ried | Thon | Wendt | Loening | Stickel | Rossbach | Preyer | Hertwig | Müller | Kuhnt | Pierstorff | Braun | Stahl | B. Schultze | Gelzer | Goetz | Kluge | Lorenz | Liebmann | A. Schmidt | Sohncke | v. d. Goltz | Nippold

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1. Concl. Sen.: | Ad 1. wie beantragt| Uebrigens: d. Z. ad acta.

2. Brevi Manu Herrn Universitäts Amtmann behufs Entwerfung des Dankschreibens

Eodem Franken d. Z. Prorektor

Brief Metadaten

ID
47922
Gattung
Zirkularbrief
Institution von
Prorektor und Senat der Großherzoglichen und Herzoglichen Gesamt-Universität Jena
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
25.05.1886
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
21,0 x 33,0 cm
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
UAJ, BA 1544, 28r-29v
Zitiervorlage
Franken, Alexander an Hase, Karl; Haeckel, Ernst et al.; Jena; 25.05.1886; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_47922