Jena. 31. Octb. 1899.
Hochverehrte Frau Bölsche!
Verzeihen Sie, daß ich Ihre Anfrage vom 21.9. erst heute beantworte; aber ich fand Ihren Brief erst jetzt (– inmitten eines Berges von mehr als 200 Briefen! –) hier vor, nach der Rückkehr von meiner 3 monatigen Ferien-Reise.
Ich habe mich nun sofort wegen des gewünschten Feldstechers in der Fabrik von Zeiss erkundigt und sende Ihnen beifolgend den a neuesten Catalog. Allerdings sind diese Fernrohre sicher die besten, welche gegenwärtig gefertigt werden; aber sie sind auch sehr theuer. ||
Wie Sie aus der Preisliste (S. 8) sehen, kostet der billigste (4fach vergrößernde) Doppel-Feldstecher – Telierpo – 127 Mk., das theuerste – Marineglas – 275 Mk.
Da Ihr lieber Mann mich hoffentlich nächstens hier besucht, würde ich ihm rathen, daß er selbst die sehr verschiedenen Sorten prüft und vergleicht. Es giebt dabei Vielerlei zu bedenken.
Es freut mich sehr zu hören, daß es Ihnen und Ihrem lieben kleinen Karl gut geht; ich werden demselben die gleiche Neigung und Fürsorge zuwenden, wie meinem lieben, leider so früh verstorbenem Pathchen. ||
Nachdem ich Anfang October von Corsica nach Rom gereist war, hatte ich noch eine sehr schöne Woche im Sabiner-Gebirge. Leider wurde der Schluß dieser Excursion durch einen Unfall getrübt; mein Maulthier stürzte in einem felsigen Engpaß, wobei ich eine Contusion am Knie erhielt. Ich mußte 8 Tage im (sehr guten) deutschen Hospital in Rom liegen, wo ich von zwei barmherzigen Schwestern (aus Kaiserswerth) sorglich gepflegt wurde. Jetzt bin ich ganz wieder hergestellt.
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel
a gestr.: gewünschten