Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 22. November 1882

Potsdam 22/11 82.

Mein lieber Herzens Sohn!

Schon gestern und heute habe ich so viel an Dich gedacht, weil ich ja früher den heutigen Tage, den Geburtstag meines unvergeßlichen Mannes, immer als den größten Festtag unseres Hauses feierte; und so gerne dabei die nächsten Lieben bei mir hatte. Indem ich so der Vergangenheit gedachte erhalte ich aus Berlin ein Packet, die schön gebundenen Reiseberichte von Ernst Haeckel, durch Deine Liebe bekomme ich sie heute. Hab 1000 Dank dafür, mein lieber || Ernst. Aber schelten möchte ich Dich fast, wie kannst Du es so aller Welt sagen: wie lieb wir uns immer haben und wie wir von jeher innerlich Alles miteinander durchlebt haben. Das wissen nur wir Beide, und das gehört nicht in die Oeffentlichkeit. Nun Du hast es gut gemeint, und so sagt Dir Deine alte Mutter Dank für Deine Liebe und bittet Dich: sie auch ferner zu lieben, || trotz aller Altersschwächen. –

Schon seit mehreren Tagen wartet beifolgendes Blättchen seiner Abfertigung, die daher nicht zu Stande kam, weil ich zu faul zum Schreiben war, und gern an Agnes noch eine Bitte gerichtet hätte: ich wollte gerne sie sollte mir was vorschlagen zum Weihnachtsgeschenk für sie und Dich, am liebsten würde ich etwas zum Ausschmuck Euers Hauses haben, ich hatte schon an eine || Lampe auf den Balkon gedacht, nun schrieb aber Agnes die habest Du ihr zum Geburtstag geschenkt. Ich kann ja selbst nichts besorgen, und am liebsten bitte ich Dich, liebe Agnes darum: Du kannst ja am beßten wissen, was angenehm oder nützlich ist: wirst Du daher so gut sein für Euch Fünfe was zu besorgen; ich habe auch schon an neue Gardinen gedacht.

Seid alle: Mann, Frau und Kinder herzlich gegrüßt

von Lotte Häckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.11.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 47535
ID
47535