Schreiben der philosophischen Fakultät der Universität Jena an Matthias Jacob Schleiden, Jena, 3. August 1879 (Konzept)

Hochgeehrter Herr!

Vierzig Jahre sind vergangen, seitdem Sie, dem Rathe und Wunsche Alexander von Humboldts folgend, sich als Privatdocent der Botanik, welches seit dem Hinscheiden des wackeren Zenker verwaist war, bei unserer Fakultät habilitirten und eine Lehrthätigkeit entwickelten, wie sie nur Wenigen zu Theil wird. Sie erhoben die Vorlesungen über Botanik zu einem wichtigen, allgemeinen Bildungsmittel und gewannen einen maaßgebenden Einfluß auf das academische Studium, der sich weit über das Fach der Botanik hinaus auf die Gesammtheit der naturwissenschaftlichen Disciplinen erstreckte. Während der ersten zehn Jahre ihres hiesigen Wirkens gehörten Sie unserer Facultät an, und gerade diese zehn Jahre sind es, auf welche Sie mit erhebender Befriedigung zurückblicken, als auf eine Zeit ebenso unverwandten und rastlosen, als erfolgreichen Strebens. Während dieser Zeit wurden sie einer der hervorragendsten Mitbegründer der Zellentheorie und mehr noch der Reformator der gesammten Botanik, welcher sie ganz neue Aufgaben und Ziele gestellt haben. Durch das Erscheinen ihrer „Grundzüge“ wurde die Botanik aus ihrer damaligen untergeordneten Stellung zu einer streng inductiven, logisch gegliederten, der Physik und Chemie ebenbürtigen Wissenschaft erhoben. Unsere Facultät wird dessen stets mit Stolz und Dankbarkeit eingedenk bleiben.

Jena d. 3. Aug. 1879

Die philosophische Facultät

Dr. E. E. Schmid

d. Z. Decan.

Brief Metadaten

ID
47427
Gattung
Briefentwurf
Institution von
Philosophische Fakultät der Universität Jena
Entstehungsort
Datierung
03.08.1879
Umfang Seiten
1
Umfang Blätter
1
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
UAJ, M 462, 169r
Zitiervorlage
Schmid, Ernst Erhard; Haeckel, Ernst an Schleiden, Matthias Jacob; Jena; 03.08.1879; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_47427