Ernst Erhard Schmid (Dekan) an die philosophische Fakultät der Universität Jena, Jena, 4. Februar 1876
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Herr R. v. Schlechtendal bewirbt sich um die Promotion in absentia. Er hat nach einjährigem Studium auf der Akademie Freiberg sein Markscheider-Examen abgelegt. Seine Abhandlung über die Cyniphiden Gattungen Aphilothrix etc. lege ich Herrn Coll. Haeckel zur gefälligen Beurtheilung vor. Das Thema derselben steht dem Bergwesen so fern, wie möglich, auch kann ich über die wissenschaftliche Bedeutung der Markscheider-Examen keine Auskunft beibringen, daher, auch eventuell, meine Stimme nicht abgeben.
Hochachtungsvoll
Jena, d. 4. Febr. 76
Dr. E. E. Schmid
d. Z. Decan║
Decane maxime spectabilis!
Die vorliegende Abhandlung enthält eine fleißige und sorgfältige Monographie aller bisher wenig untersuchten Hymenopteren-Gruppen und erscheint mithin, obschon die Resultate nicht wichtig sind, druckwürdig. Dieselbe würde also für eine Promotion in absentia genügen, wenn der Candidat den übrigen Bedingungen der letzteren entspräche. Aber ob das von demselben abgelegte Markscheider-Examen als „wissenschaftliche Staatsprüfung“ im Sinne unserer „Bedingungen“ anzusehen ist, möchte ich bezweifeln. Doch wird die Entscheidung darüber lediglich Ew. Spectabilität, als Vertreter der Mineralogie, zustehen.
Hochachtungsvoll
Haeckel
Jena 6. Febr. 76 ||
P. P.
Erkundigungen, die ich gestern bei dem montanistischen Referenten der Großherzoglichen Regierung, Herrn Reg. R. Herbst, der selbst montanistisch ausgebildet und mit dem Bergwesen in steter Berührung geblieben ist, einziehen konnte, ist das Markscheider-Examen das erste der sächsischena Montanisten, welches nach einjährigem Studium abgelegt werden kann, aber nicht zum eigentlich montanistischen Staatsdienst befähigt, sondern nur zur Bethätigung als Markscheider, d. i. unterirdischer Geometer. Das eigentlich montanistische Examen setzt die Theilnahme an dem vierjährigen Cursus der Bergakademie Freiberg voraus. Ein wissenschaftliches Staatsexamen ist es unzweifelhaft, aber eines nur von untergeordneter Bedeutung.
Hochachtungsvoll
Jena, d.7. Febr. 76
Dr. E. E. Schmid
d. Z. Decan.
Nach vorstehender Mittheilung Ew. Spectabilität halte ich die Abweisung des Candidaten für geboten.
Hochachtungsvoll
Haeckel
Jena 7. Febr. 76.
Ebenso für AbweisungSnell
EbensoStickel
- Hildebrand
- A. Geuther
- Moriz Schmidt
- E. Strasburger
- Fortlage
- Delbrück
- Schöll
- Eucken
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Beschluss: Abweisung
Sdt
a eingef.: sächsischen