Missiv des Dekans der philosophischen Fakultät, Ernst Haeckel, Jena, 1. März 1872
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Herr Gustav Brandt, Gymnasial-Lehrer in Neustettin, 31 Jahre alt, bewirbt sich um die Promotion in absentia. Derselbe hat 3 Jahre in Berlin studirt und hierauf ebendaselbst die Prüfung pro facultate docendi mit einer Nachprüfung bestanden. In derselben erhielt er ein Zeugniß zweiten Grades mit der Befähigung, Mathematik und Physik durch alle Klassen, Deutsch in den unteren Klassen eines Gymnasiums lehren. Die eingereichte Abhandlung „über die Bewegung eines Punktes etc.“ ersuche ich Herrn Collegen Snell zu beurtheilen.
Hochachtungsvoll
Jena den 1. März 1872
Haeckel
d. Z. Decan ||
Decane maxime spectabilis
Das Thema der Abhandlung ist nicht gut gewählt, und würde, auch bei geschickter Durchführung, wohl zu keinem beachtenswerthen und befriedigenden Resultat geführt haben. Aber hiervon abgesehen, ist die Abhandlung so kurz, daß sie kaum einen Druckbogen füllen würde. Es bleibt nichts übrig als dem Petenten zu eröffnen, daß seine Abhandlung den bestehenden Forderungen nicht entspricht, und ihn somit abzuweisen
Snell
Demnach abzuweisen. Stickel
- Nipperdey
- E. E. Schmid
- K. Fischer
- A. Schmidt
- Moriz Schmidt
- A. Geuther
- C. Bursian.
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Beschluß: Abweisung
Hkl