Max Vollert an Ernst Haeckel, Jena, 17. Januar 1916

DER KURATOR

DER GROSSH. U. HERZOGL. SÄCHS.

GESAMT-UNIVERSITÄT

JENA, DEN 17. Januar 1916

Hochverehrte Exzellenz!

Auf Ihr freundliches Schreiben vom 14. dieses Monats, die Uebertragung der Ritter-Professur auf Herrn Dr. Schaxel betreffend, beehre ich mich ergebenst zu erwidern:

Die Berufung in die Ritter-Professur ist bisher stets in derselben Weise erfolgt, wie die Berufung in andere Extraordinariate. Es hat also die philosophische Fakultät den Regierungen drei Kandidaten vorzuschlagen, worauf dann die Wahl durch die Regierungen erfolgt. Auch dieses mal wird so zu verfahren sein.

Nach Abgang des Professor Dr. Meisenheimer ist unter dem 24. Juli 1914 die philosophische Fakultät durch Vermittelung des Herrn Prorektors zu Vorschlägen für die Wiederbesetzung aufgefordert worden. Die Fakultät hat darauf eine Denominationskommission gewählt. Es sind jedoch dann in der Kommission, in der Fakultät und || schließlich auch im Senat Meinungsverschiedenheiten entstanden und der Senat hat schließlich die Angelegenheit an die Denominations-Kommission zurückverwiesen.

Unter dem 1. August 1914 hatte sich Herr Professor Dr. Plate an die Regierungen gewendet und um Auskunft über die Verhandlungen gebeten, die bei Begründung und späterer Ausgestaltung der Ritter-Professur geführt worden sind. Herr Professor Plate behauptet nämlich, die Ritter-Professoren seien stets auch Assistenten des zoologischen Instituts und zur Mitwirkung bei den Uebungen und bei Verwaltung der Sammlungen verpflichtet gewesen. Er vertritt die Ansicht, daß es so auch in Zukunft gehalten werden müsse.

Nach einer Verfügung vom 18. September 1914 haben es die Regierungen abgelehnt, sich in die Verhandlungen der akademischen Behörden über den Denominationsvorschlag einzumischen und die gewünschte Auskunft zu geben.

In der Denominations-Kommission scheint die Sache liegen geblieben zu sein. Die Regierungen haben von einer Erinnerung abgesehen, weil sie der Meinung waren, daß während des Krieges die Wiederbesetzung der Ritter-Professur weniger dringlich sei.

Bei dieser Sachlage würde die Angelegenheit von der Denominations-Kommission oder der Fakultät wieder in Gang || zu bringen sein.

Es bedurfte dazu wohl nur einer Anregung bei dem Herrn Dekan oder bei einem Mitglied der Kommission.

Die Mittel für die Besoldung des Ritter-Professors sind seit dem Weggang Meisenheimers angesammelt worden.

Die von Herrn Geheimen Rat Dr. Binswanger beigezogenen Gutachten über das neue Buch des Herrn Schaxel habe ich Ihrem Wunsche entsprechend nach Abschriftnahme Herrn Binswanger wieder zurückgestellt.

In bekannter Verehrung

Vollert

Seiner Exzellenz

Herrn Wirklichen Geheimen

Rat Professor Dr. Haeckel

hier.

Brief Metadaten

ID
47180
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Zielort
Datierung
17.01.1916
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
17,6 x 22,4 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 47180
Zitiervorlage
Vollert, Max an Haeckel, Ernst; Jena; 17.01.1916; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_47180