Renchen Juni 23/1911
Hochverehrter und lieber Freund
Professor E. Haeckel
Ich zögerte lange, Ihnen meinen a innigsten Anteilnahme [!], an dem schweren Unfall, der Sie schon seit langer Zeit betroffen, kund zu tun, dasb gewiß nicht der Fall gewesen wäre, wenn Ich nicht selbst nahe an 5 Wochen schwer darniederlag. Ein altes Leiden, macht mir seit letzter Zeit, viel zu schaffen u. dazu die Last der Jahre. Bin nur um 1 Jahr jünger, als Sie selbst. || Wie Ich zu meiner Beruhigung von Herrn Dr. Heinrich Schmid vernahm, so soll ja der Verlauf, des zu bedauern werten Falles ein ganz normaler sein u. Ihr Befinden im Allgemeinen zu keiner ernsthaften Besorgniß Veranlaßung geben. Möchte es doch so sein, so, daß mein großer lieber Freund, recht bald wieder hoch gemutet, wie immer in der freien schönen Natur, seinen vielen Freunden zur Freude herumspaziert.
Das ist mein heißester Wunsch!
Ich denke viel an Sie und Ihre großen Arbeiten u. habe noch ein Anliegen auf dem Herzen, dabei Ich Ihren hochgeschätzten Rat nicht zu entbehren können glaube; doch || davon später, wenn es mit Ihrer Gesundheit besser geht –
Meine heißesten Wünsche für ihr Wohlergehen! u. die schönsten Grüße sendet
Ihr alter Freund
Wilhelm Knaupp
a irrtüml. doppelt: meinen; b gestr.: was; eingef.: das;