DER CURATOR
DER GROSSHERZOGL. UND HERZOGL. S. GESAMT-UNIVERSITÄT
JENA
JENA, DEN 25. Mai 1909.
Hochverehrte Exzellenz!
Es tut mir aufrichtig leid, dass ich notgedrungen die Ruhe Ihrer Sommerfrische durch meine Zuschriften stören muss.
Diesmal handelt es sich um die Diener Pohle und Lüttig.
Lüttig, der als zweiter Anatomiediener 1050 M Besoldung hatte und jetzt freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung hinzu bekommen hat, ist damit nicht zufrieden. Er behauptet, dass Eure Exzellenz ihm versprochen habe, er solle die gleiche Einnahme haben wie bisher Pohle. Pohle habe aber neben seiner Besoldung und freier Wohnung noch etwa 600 M an Beleggeldern bezogen.
Herr Professor Plate beantragt nun, die Besoldung Pohles, der nur noch wenig arbeite, um 400 M jährlich zu kürzen und diese 400 M Lüttig zuzulegen.
Was die Beleggelder anlangt, so war schon lange bestimmt, dass sie imfalle einer Neubesetzung der Dienerstelle zur Universitätskasse vereinnahmt werden sollten. Davon kann nicht abgewichen werden, wenn nicht alle übrigen Institutsdiener, die || keine Beleggelder mehr beziehen, mit demselben Anspruch hervortreten sollen.
Auf der anderen Seite halte ich aber auch für unzulässig, dem Diener Pohle das ihm versprochene Diensteinkommen: 1200 M neben freier Wohnung nachträglich zu verkürzen.
Ich meine, dass sich Lüttig zunächst mit der Verbesserung begnügen könnte, die er durch Einräumung der freien Wohnung erfahren hat.
Allerdings würde von Bedeutung sein, ob ihm weitergehende Zusagen gemacht worden sind.
Ich würde Eurer Exzellenz für eine Äusserung über den Sachverhalt aufrichtig dankbar sein.
In bekannter Verehrung
Vollert
Seiner Exzellenz
Herrn Wirklichen Geheimen Rat Dr. Haeckel
in
Baden-Baden
Luisenstrasse 18. bei Wolff.