Gustav Herold an Ernst Haeckel, Frankfurt a. M., 24. Januar 1908

Frankfurt a/M d. 24.1.08

Hochverehrter Herr Professor!

In Bezug Ihrer freundlichen Mittheilung, daß Sie mir eventuell die besagten Arbeiten am Philetischen Museum übertragen wollen, spreche ich Ihnen vor Allem meinen Dank aus; & möchte Ihnen sagen, daß ich zu der Uebernahme der Arbeit Lust & Zeit zur Verfügung habe.

Soeben mit einer kleinena Friedhofsarbeit beschäftigt (Grabrelief des Dr. Emil Neubürgers, Bruder des Ihnen bekannten Dr. Ferdinand Neubürger) die Anfangs nächster Woche von mir aus dem Bronzegießer abgeliefert wird, kann ich nach dieser Zeit nach Jena kommen, und wenn ich nicht || schon früher eine Skizze einer Pallas schickte, eine mitbringen.

Ist die Nische flach so wäre ein haut relief besser, oder es müßte ein Sockel angebracht werden, wodurch mehr hervortreten würde.

Ueber dies & auch über das Material, ob Stein, Cement, Terra cotta, könnten wir mit Herrn Regierungsbaumeister Dietmar sprechen, wenn ich nach Jena komme.

Ich müßte nur vorläufig anführen, daß bei

1)b Steinausführung, Savonniere (Kalkstein) oder Sandstein das Modell in ½ Größe hinreicht, die Kosten verringert & zur Steinausführung könnten verwendet werden. ||

2) bei Cement, Modell in ganzer Größe, in 2 Theilen oder mehr, in Leim geformtc und die Cementabgüsse am Bau zusammengesetzt werden müßten. Das erstered könnte hier geschehen, aber

3) bei Terra cotta ist die Sache schwieriger; das Riesenmodell müßte so modelliert werden, daß die inneren Stützen während des Trocknens der Figur herausgenommen werden können, doch könnte die Figur getrocknet nicht transportiert werden ohne Gefahr zu zerbröckeln, & da keine Brennerei hier am Platze ist, so wäre es nur möglich, wenn ich in einer Terra cotta Fabrik die Figur warme modellieren könnte. Es || existiren solche glaube ich in Thüringen. Dies Verfahren ist nur praktisch bei Masseartikeln, wo über die in Theile geschnittene Figur Keil-Stückformen gemacht werden & diese mit Thon hohl ausgedrückt & getrocknet zusammengesetzt & gebrannt werden.

Auch über den Preis könnten wir uns in Jena verständigen & könnten wir die Sache bis dahin überlegen.

Herr Katz ist leider schon ein Jahr oder länger tod, auch habe ich ihn nicht als Spender kennen gelernt.

An einen Abguß des Büstchens werde ich die Iris vertiefen, da wird das Auge lebhafter. Ich verbleibe Ew. Excellenz treuer Verehrer & grüße hochachtungsvoll!

Gust. Herold

a eingef.: kleinen; b eingef.: 1); c korr. aus: formt; d eingef.: erstere; e eingef.: warm

Brief Metadaten

ID
46912
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
24.01.1908
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,0 x 17,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 46912
Zitiervorlage
Herold, Gustav an Haeckel, Ernst; Frankfurt am Main; 24.01.1908; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_46912