Vollert, Max

Max Vollert an Ernst Haeckel, Weimar, 5. Januar 1909, betr. Berufung von Ludwig Plate

Weimar, den 5. Januar 1909.

Hochverehrte Exzellenz!

Der zu ihrem Nachfolger ausersehene Professor Dr. Plate in Berlin hat Seiner Exzellenz dem Herrn Universitätskurator die anliegende Punktation mit dem Ersuchen zugesendet, sie selbst zu unterzeichnen und von Eurer Exzellenz mit unterzeichnen zu lassen, sie ihm dann aber bis spätestens Donnerstag früh wieder zuzuschicken.

Seine Exzellenz der Universitätskurator, welcher wegen seines Gehörsleidens bis auf weiteres beurlaubt ist, hat das Schreiben des Professors Plate an mich weitergegeben.

Ich habe darauf das in Abschrift beiliegende Schreiben an Professor Plate abgehen lassen und beehre mich Eure Exzellenz um eine gefällige Antwort zu bitten.

In ausgezeichneter Hochschätzung

Eurer Exzellenz

ergebenster

Dr. Vollert

Ministerialdirektor

i.A.

Seiner Exzellenz

Herrn Wirklichen Geheimen Rat

Professor Dr. Haeckel

Jena.

[Beilage: Max Vollert an Ludwig Plate, Weimar, 5. Januar 1909]

Abschrift.

Weimar, den 5. Januar 1909.

Sehr geehrter Herr Professor!

Von Seiner Exzellenz dem Herrn Universitätskurator Dr. von Eggeling, welcher wegen eines Gehörleidens bis auf weiteres beurlaubt ist und vorläufig von mir vertreten wird, ist mir das gestrige Schreiben Eurer Hochwohlgeboren mit dem Ersuchen um Erledigung zugesendet worden.

Inzwischen hat die Universität Jena die Aufforderung zu Ihrer förmlichen Berufung in der Annahme erhalten, daß Sie sich wegen Ihrer die Ritter-Stiftung betreffenden Wünsche mit Exzellenz Haeckel entweder schon verständigt hätten oder noch verständigen würden. Man hatte sich allerdings auch, um sich in dieser Beziehung Sicherheit zu verschaffen, zugleich auch an Exzellenz Haeckel gewendet, jedoch von diesem, welcher wegen Verletzung des Kniegelenks zu Bett liegt, bis jetzt eine Antwort noch nicht erhalten.

Ich werde nun sofort die Anlage ihres gestrigen Schreibens, dessen Inhalt mit demjenigen Ihres früheren nicht in allen Punkten übereinstimmt, an Exzellenz || Haeckel gelangen lassen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß Ihnen bis Donnerstag vormittag Bescheid gegeben werden kann.

Schon jetzt glaube ich folgendes bemerken zu sollen:

1) Ihr Gehalt beträgt 5200 M jährlich und steigt nach je 4 Jahren um 400 M bis zu 6000 M.

2) Bei Versetzung in den Ruhestand wird Ihnen der zuletzt bezogene Gehalt unverkürzt als Ruhegehalt fortgewährt.

3) Es erscheint nicht wohl angängig, zu vereinbaren, daß die von Exzellenz Haeckel getroffenen und von den Regierungen der Erhalterstaaten genehmigten Bestimmungen über den Ertrag der Ritter-Stiftung nach dem Ableben Haeckels ohne weiteres hinfällig werden. Es wird darauf ankommen, inwieweit dem rechtliche oder moralische Verpflichtungen entgegenstehen.

4) Daß von dem Ertrag der Ritter-Stiftung mindestens 3600 DM jährlich für das Zoologische Institut verfüglich bleiben, kann nicht zugesichert werden. Zunächst muß klargestellt werden, welche Mittel Exzellenz Haeckel zur Dotierung des Unterhaltsfonds des Phyletischen Museums aufgebracht hat oder noch auf||bringen wird und inwieweit er genötigt sein wird, vorübergehend oder dauernd Mittel der Ritter-Stiftung für den gedachten Zweck zu verwenden. Es wird dies erst übersehen werden können, wenn Exzellenz Haeckel den endgültigen Etat des Phyletischen Museums aufgestellt haben wird.

5) Die mit ausdrücklicher Zustimmung des Stifters der Ritter-Stiftung begründete Haeckel-Professur im Falle des Abgangs ihres dermaligen Inhabers einfach eingehen zu lassen, würde, wie ich annehme, für Exzellenz Haeckel ein sehr peinlicher Gedanke und für die Regierungen der Erhalterstaaten nicht leicht sein.

In den gedachten Beziehungen wird es zunächst auf die Entschließung von Exzellenz Haeckel ankommen, die ich Eurer Hochwohlgeboren alsbald nach ihrem Eingang mitteilen werde. Doch müßte voraussichtlich auch wohl noch über den einen oder anderen Punkt, wenn Sie daran festhalten, die Entscheidung der Regierungen eingeholt werden.

Mit der Versicherung vorzüglicher Hochachtung

gez. Vollert

An

Herrn Professor Dr. L. Plate

Berlin N. 4.

Beethovenstraße 1.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.01.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 46863
ID
46863