Herrn Professor
Dr. Rudolf Straubel.
Jena 1. August 1918.
Hochverehrter Herr Kollege!
An dem heutigen bedeutungsvollen Gedenktage, an welchem unter Ihrer gütigen Mitwirkung sich unser Kaufvertrag vom 10. Juli dieses Jahres endgültig abschliesst und meine liebe „Villa Medusa“ (1882 erbaut) in den Besitz der „Carl-Zeiss-Stiftung“ – und sodann der Universität Jena übergeht – wiederhole ich Ihnen, als dem hochverdienten Leiter der Stiftung, meinen herzlichsten Dank für Ihre gütige Förderung und hoffnungsvolle Ausführung meines alten Lieblings-Planes.
Als bescheidenen Ausdruck meiner aufrichtigen Dankbarkeit übersende ich Ihnen beifolgend meine „Indischen Reisebriefe“ a und „Monistischen Bausteine“ sowie die „Gott-Natur“ (1914). Meine „Wanderbilder“ (40 Landschaften in Farbendruck) sollen demnächst folgen. Die „Kunstformen der Natur“ (100 Tafeln in 2 Bänden) werden Sie bereits durch das „Bibliographische Institut“ erhalten haben.
Unser neues „Museum für Generelle Genetik“ und das damit eng verbundene neue Forschung-Institut für Allgemeine Entwicklungslehre werden – ganz im Sinne unseres verstorbenen Freundes Ernst Abbe – dazu dienen, nicht nur die Wissenschaft (– „Der Menschen allerhöchste Kraft!“ –) zu neuen segensreichen Einblicken in die herrliche „Gott-Natur“ emporzuführen, sondern auch durch populaere Förderung der allgemeinen Bildung in weitesten Kreisen die monistische Ausbildung der Vernunft und die Befreiung von dem noch herrschenden Aberglauben zu fördern.
Mit dem Wunsche, dass Sie, lieber Herr Kollege, noch lange Jahre der segensreichen Früchte unseres gemeinsamen neuen Unternehmens sich erfreuen mögen, bleibe ich
in herzlicher Dankbarkeit
Ihr freundschaftlich ergebener
Ernst Haeckel.
a gestr.: (1882)