Carneri, Bartholomäus von

Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Schloss Wildhaus, 28. Oktober bis 6. November 1882

Wildhaus, 28. Oct. 1882.

Geliebter und verehrter Freund!

Tausend Dank für den lieben lieben Brief und das kostbare Geschenk, das mir für’s Leben ein werthes Andenken bleibt. Fritz Schultze wird diesen Winter gründlich studirt. Aber machen Sie sich in Zukunft ja keine Scrupel, wenn Sie nicht zum Briefschreiben kommen; ich weiß ja, wieviel Arbeit Ihnen zugetheilt ist, und das mir Unbegreifliche wird immer sein, wie Sie sie bewältigen.

Sie können kaum denken, welchen Spaß es uns allen gemacht hat, Sie || mit der Pfefferschraube überraschen zu können, und ein herrlicherer Fortschritt ist kaum denkbar, nicht wahr, als mit 2 Kreuzern einen solchen Riemen von hier nach Jena zu bringen?

Sie sind mir zu sehr ins [!] Herz gewachsen, als daß ich Ihnen die Geschichte mit Wildhaus hätte verschweigen können. Reden wir erst wieder davon, wenn es dazu kommt. Wer weiß, wann das sein wird? Fällt’s gut aus, so kann der Wildbacher Plan sich realisiren. Unter allen Umständen denke ich, wie Sie zu Ihrem Töchterchen sagten, daß man ein schönes Stück Erde nicht || zu besitzen braucht, um es zu genießen.

Diese Zeilen gehen erst ab, wenn ich den Seperatabdruck des October Kosmos Heftes erhalte, den ich täglich erwarte. Der Grund der besonders langen Verzögerung liegt gewiß im Redactionswechsel.

Ich mache bei meinem Übel die gewöhnliche Herbstverschlimmerung durch, was mich aber nicht hindert, sehr fleißig zu sein. Hier geht’s allen gut, und es vergeht kein Tag, an dem wir nicht von Ihnen sprechen. Nicht nur bei meinen || Damen, auch bei zwei Freunden, welchen ich Ihren Eisenacher Vortrag geschickt habe, fand er den ungetheiltesten Beifall. Er ist ein Meisterwerk, und die „Rundschau“ verschafft ihm die richtige Verbreitung.

Und damit grüße ich Sie in unser aller Namen aus ganzer Seele. Möchten Sie einen recht schönen Herbst haben, damit Sie bei Ihrer Riesenarbeit gut Luft schöpfen können, und sammt Ihren Lieben wohlauf bleiben. Mit einem warmen Händedruck

Ihr

treuergebener

B. Carneri

Den 6. Heute erst erhalte ich die Seperatabdrücke. Noch einen Händedruck.a

a Text am oberen Rand von S. 1, um 180° gedreht: Den 6. … einen Händedruck.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
28.10.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 4616
ID
4616