E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN IN MECKL.
POST WITTENFÖRDEN
4. Feb. 1919
Hochverehrte Excellenz,
ich hörte so lange nichts von Ihnen u. hoffe nur, daß es Ihnen gesundheitlich gut geht.
Lieber, guter Herr Geheimrat, ich möchte Sie heute gerne etwas fragen. Sie haben doch so viele reiche Freunde. Ob nicht vielleicht einer davon auf Ihre gütige Fürsprache hin mir ein Darlehen von ein paar tausend Mark gewähren möchte, gegen Sicherstellung, Zinsen und Überlassung von Lebensmitteln?
Meine Lage ist durch den Verlust von 10 Pensionärinnen – 4000 Mk. Einnahmen, die Alles in’s besetzte Gebiet zurück mußten, so verzweifelt geworden, daß ich nicht mehr aus noch ein weiß. Ich habe mit dieser Einnahme gerechnet, dazu kommt noch Pferdeverlust u. entsetzlich teures Brennmaterial. Ich kann mich nicht mehr rühren noch wenden und bleibt mir nichts mehr zu tun übrig. Doch wollte ich noch einmal einen letzten Versuch machen u. Sie ev. um Ihre Vermittlung bitten, da ich ja sonst Niemand Begütertes kenne. Bitte verzeihen Sie, lieber, guter Herr Geheimrat, meine Bitte, die ich in tiefster Not an Sie richte, und grämen Sie sich nicht, wenn Sie auch Niemand wissen, in dieser entsetzlichen Zeit kommt es wirklich auf einen Menschen mehr oder weniger nicht an. Klein Trautchen sendet Ihnen ein süßes Küßchen. In steter Liebe, Ehrfurcht u. Dankbarkeit bin ich stets Ihre Ihnen treu u. dankbar ergebene
Adoptivtochter | Elli von Crompton