E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN IN MECKL.
POST WITTENFÖRDEN
3. Jan. 19
Hochverehrte Excellenz,
mit allerinnigstem Dank erhielt ich heute Ihre lieben Zeilen, nebst Ihrem Radiolarien-Artikel für mich, kl. Trautchen u. für letztere auch noch Sie selbst als Erzieher. Innigsten Dank, liebster, guter Herr Geheimrat; hoffentlich bringt es uns etwas Glück! Mit tiefstem Bedauern hörte ich auch von Jena’s mißlicher Lage, bei mir hat das neue Jahr auch mit weiteren 3 „eingeschriebenen“ Kündigungen begonnen. Ich fürchte das „Eingeschrieben“ bereits. Also wieder Klagen – bei einigen wird es ganz aussichtslos sein – da „besetztes Gebiet“. – – – – –
Mit gleicher Post sendet Ihnen, liebster, guter Herr Geheimrat, mein Mann ein Rehblatt v. einem Reh, das er geschossena, dem ich zum Braten ein wenig Speck u. Butter beifügte. Die Hinterkeulen waren zu sehr durchschossen. Hoffentlich kommt es gut an als Eilboten u. mundet Ihnen auch etwas. Besonders hoffentlich auch schneller. Vor Weihnachten wurde ja leider „Eilbote“ nicht mehr angenommen.
Hoffentlich haben Sie Trautchen’s kleine Arbeit mittlerweile auch erhalten u. sich etwas gefreut.
Bitte seien Sie doch so lieb, liebster Herr Geheimrat, und schreiben Sie mir offen, womit ich Ihnen am bestenb aushelfen könnte. Sehen Sie, sonst ist bei uns nichts zu holen, aber zum Satt werden ist es immer noch da u. für Sie, liebster Herr Geheimrat, auch immer noch genug. || Sie erweisen mir die größte Freude, wenn sich Ihnen durch kleine Gaben ein wenig meine Dankbarkeit bezeugen kann.
Mit einer Empfehlung von meinem Mann, einem süßen Küßchen von Ihrem kleinen Patchen Edeltraut, wünsche ich Ihnen Alles Liebe u. Gute
stets und immer | Ihre treu u. dankbar ergebene
Elli von Crompton
a eingef.: v. einem … geschossen; b gestr.: meisten; eingef.: besten;