Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 20. Dezember 1918.

E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN I. M.

POST WITTENFÖRDEN

20.XII.18

Hochverehrte Excellenz,

mit gleicher Post sandte ich Ihnen ein kl. Weihnachtspaket: Inh: 1 junger Hahn, etwas Butter, Speck, Äpfel, kl. Cakes u. von klein Trautchen f. ihren lieben Paten-Onkel u. Adoptiv-Großvater 2 frisch gelegte Eier. Hoffentlich kommt es gut an, da leider Wertpakete nicht mehr gehen. Ich bitte darum um baldigen, gütigen Bescheid, wie angekommen.

Gestern erhielt ich zu meiner || grenzenlosen Freude Ihr liebes Paket. Von ganzem Herzen danke ich Ihnen für die wundervollen Sachen, das entzückende, indische Kissen, eine Erinnerung später f. Trautchena, die herrlichen Nibelungenbilder u. Bücher. Ganz besonders danke ich Ihnen jedoch für Ihren lieben Brief u. die „Mohnblüte“ – Es ist ein beruhigendes Gefühl – – – Manchmal kommt mir Alles wie ein böser Traum nur vor – und doch ist Alles Wahrheit – daß man das noch erleben muß. Uns geht es auch nicht gut, mein Mann wieder krank und Gram über all die Zustände, 2 Wochen ich ohne jedes Personal, da sie unter der Herrschaft des A. u. S. Rats, der hier arg ist, frech wurden. Der gefang. Engl. wurde nach England gesandt – bloß unsere Armeen müssen noch schmachten – || nun mußte ich Alles allein machen, Vieh, Pferde besorgen, heizen u. s. w. Es war eine entsetzlich schwere Zeit. Dazu 4 Pens. nach Hause ohne Zahlung wegen der Zeiten. Ich sehe dem 1. Januar mit Grauen entgegen – – – – – – –

Blos klein Trautchen ist u. bleibt unser kl. Sonnenschein. Mit rührender Liebe u. Sorgfalt half sie mir soeben beim Einpacken – suchte die kleinen Cakes aus u. plapperte dabei unaufhörlich von Jena u. Weimar und daß der arme Onkel Haeckel doch lieber in’s Jagdhaus sollte, damit er nicht so allein wäre – – – Sie erzählt immer wieder, daß Sie, liebster, guter Herr Geheimrat, sie auf den Schoß genommen u. „liebes Tierchen“ genannt haben. Diese Erinnerung ist unauslöschlich in ihr. Ich habe dies Jahr leider garnichts || für das Würmchen. Ich habe ihr blos ihre Puppe neu angemalt u. will ich noch ein paar Puppenkleidchen nähen – muß [ich] dann schon die Nacht zu Hilfe nehmen. Ich möchte doch dem lieben, kl. goldenen Sonnenschein ein bischen Freude machen – – – –

Alles Liebe u. Gute und gesegnete Weihnachten! Mit einer Empfehlung von meinem Manne, einem herzinnigen Küßchen vom kl. Trautchen, bin ich stets u. immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu u. innig dankbar ergebene

Elli von Crompton

a eingef.: eine … Trautchen

Brief Metadaten

ID
4572
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
20.12.1918
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
143, x 18,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4572
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Groß Brütz; 20.12.1918; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4572