Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 7. März 1918.

E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN IN MECKL. | POST WITTENFÖRDEN

7.III.18.

Hochverehrte Excellenz,

erst heute kann ich Ihnen von ganzem Herzen danken für Ihre lieben, guten Zeilen und die beiden herrlichen Bücher, da ich einige Zeit das Bett hüten mußte. Ganz unendlich habe ich mich gefreut über die „Prinzipien der Gen. Morphologie“, die ich stolz bin, nun auch wirklich besitzen zu dürfen. Wie nahe bringen Sie, verehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, uns doch Alles, indem Sie immer Goethe voransetzen; das macht gleich Alles so vertraut und verständlich. Innigsten Dank! Ebenso für das schöne Goethe-Lexikon von Dr. Heinr. Schmidt. Wie lieb u. gut von Ihnen, mir auch dieses zu dedizieren. Es ist eine tüchtige Arbeit und macht mir große Freude, darin Alles mögliche aufzusuchen. Besonders Absatz „Natur“ ist doch sehr reichhaltig. Unser Altmeister war doch unendlich groß! – – – Es hat mir nur so unendlich leid getan, daß Sie Ihren Geburtstag so ganz einsam erleben mußten – ein Jammer, daß die Entfernung von hier nach dort so arg weit ist. Wie gern wäre ich sonst für ein Weilchen zu Ihnen geeilt! Haben Sie sich wieder ein bischen an Ihren Aquarellschätzen gefreut? Das ist doch einem der || größte Genuß, all die Schönheiten, die Sie geschaut, nachschauend bewundern zu dürfen!

Hoffentlich läßt sich das Frühjahr nur gut bei Ihnen an; wir hatten vor 4 Tg. noch sehr viel Schnee u. 6° Kälte. Es dauert immer so arg lang, bis es wirklich wieder Frühjahr wird. Doch mit dem Frieden hat es ja nun angefangen. Hoffentlich geht es bald so weiter. –

Für April habe ich bis jetzt 7 Anmeldungen; ich glaube, ich werde es wohl voll bekommen. Doch hat’s auch allerhand Not. Z. B. die entsetzliche Rattenplage im Stall. In vergangener Woche hatte ich einen Kammerjäger aus Wismar hier, da alle Gifte nicht helfen – blos 40.- Mk. habe ich zahlen müssen. – und letzte Nacht haben die Ratten die zwei jüngsten Ziegenlämmchen tot gebissen u. das III. so an den Beinen kaput gebissen, daß es ein Wunder ist, wenn ich es mit Verbänden, Wärmflasche u. Milchflasche noch wieder in die Höhe bekomme.

Nun hörte ich, daß ein gutes Mittel sein soll, den Ratten Hefe hinstellen, davon sollen sie aufplatzen. Sintemalen jedoch in Mecklenburg keine zu haben ist, ist auch das Mittel illusorisch. Wissen Sie vielleicht, lieber, guter Herr Geheimrat, als großer Zoologe ein wirksames Vertilgungsmittel? Ich weiß ja sonst gar nicht, wo hernach Küken, jg. Enten aufheben. – Trautchen ist selig über die kl. Lämmerchen, das kleine Fragemäulchen konnte sich garnicht beruhigen, wie dieselben geboren werden. „Mama, aus der Erde?“ Weil sie es von Blumen gehört. Da habe ich nun, um ihren Wissensdurst etwas zu stillen, von ihr kl. Bohnen in einen Blumentopf legen lassen, nun sieht sie jeden Tag nach, ob kl. Kinderchen von Blumen herauskommen. Sie sendet Ihnen ein süßes Küßchen. Und ich sende Ihnen herzlichste Grüße am 7.III. an Ihrer Doktor-Promotion u. wünsche Ihnen Alles Gute u. Liebe. mit einer Empfehlung von meinem Mann, mein sehr verehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, stets Ihrea Sie so hochverehrende, Ihnen treu u. dankbare ergebene Elli von Crompton

Ich freue mich schon sehr auf die auf die auszusuchenden versprochenen Schätze, bitte aber überanstrengen Sie sich [nicht]c

a weiter am Rand: Empfehlung … stets ihre; b weiter am Rand auf S. 1: Sie so … Sie sich; c Textverlust, sinngemäß ergänzt: nicht

Brief Metadaten

ID
4555
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
07.03.1918
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
17,4 x 25,3 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4555
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Groß Brütz; 07.03.1918; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4555