Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 3. März 1917

Jagdhaus Gr. Brütz, 2.III.17.

Hochverehrte Excellenz,

für Ihre so lieben, guten Zeilen und lieben Karten für meinen Mann, Trautchen und mich, sowie Einlagen danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Ich bin ja so froh über die lieben, guten Nachrichten von Ihnen, und freue mich so, daß Sie Ihren Geburtstag so schön im Kreise Ihrer Lieben und glücklichen Enkelin feiern konnten.

Sehr freue ich mich auch schon auf das mir gütigst zugedachte Aquarell, soll ich denn wirklich zu all mei-||nen Schätzen noch Ihre herrliche Aussicht bekommen und auch im Schnee, worin ich sie noch garnicht kenne! Ich freue mich schon zu sehr darüber. Doch werde ich wahrscheinlich recht lange noch darauf warten müssen, wenn Sie’s abgeschickt haben; denn die Post ist jetzt herzlich langweilig. Aus München liegt schon seit 14 Tg. eine Paketadresse für mich in Wittenförden nur das Paket selber wandert noch in der Welt herum – doch aus Berlin erhielt ich Sonntag ein Paket binnen zwei Tagen, das war aber auch durch Eilboten gesendet.

Doch nun bitte denken Sie einmal an, mein innigstgeliebter, guter || Adoptivvater, ich habe nun zu den Ihnen schon mitgeteilten 4 Anmeldungen noch 3 weitere erhalten und zwar 1.) Frau Lübers, Hamburg, 2.) Frau Amtsgerichtsrat Schultze, Naumburg a. / S. 3.) Frau Bankdirektor Oswald, Gleiwitz. Letztere zahlt sogar den vollen Preis mit 1000 Mk. Da ich, weil das Eis gebrochen ist, jetzt die Prospekte unverändert in die Welt schicke. Darum sind 4 vorläufig erst für ½ J. die andern 3 für 1 Jahr angemeldet. Doch ist mir nicht bange zum Herbst zu – wieder neue zu bekommen. Ich freue mich ja zu sehr über Alles u. hoffe zuversichtlich, daß es mir nun doch noch gelingen wird, für Trautchen eine Zukunft zu schaffen. Vorläufig erfordert es nur noch so viele Anschaffungen, daß wir augen-||blicklich die Haare zu Berge stehen. – Die Zimmer muß ich tünchen u. tapezieren – Schrank, Stühle, Betten fehlen noch – dann muß der Garten u. das Land bestellt werden u. es herrschen überall unglaubliche Preise. – Es ist zu arg, daß die Menschen sich überall so die Conjunktur zu Nutze machen. Für Mitte März habe ich mir eine gebildete 26 jähr. Dame, ein Frl. von Förster engagiert zu unsrer Unterstützung im Haushalt, sehr bescheiden Gehalt u. gute Zeugnisse. Es wird mir sonst zu viel, wenn ich soviele junge Mädchen habe, die Alles lernen wollen, aber selbst doch noch keine Hilfe sein können. Ich habe es so recht in diesem Winter empfunden, daß solch junge Dinger doch eigentlich noch nichts leisten können. Trautchen wird immer lieber, tägl. wenn sie mit nach oben in mein Atelier kommt, sagt sie „Großpapa Haeckel ist trocken“. Damit meint sie Ihr Portrait. Ach, es wäre ja zu herrlich, wenn Sie einmal uns hier besuchen könnten. Ich würde Sie schon schön pflegen u. behüten. Es ist garnicht schlimm,a || die Reise, die Unterkunft u. Verpflegung wäre Ihnen entschieden sehr gut. Ich könnte Sie auch abholen oder wenigstens entgegen-b||fahren. Bitte überlegen Sie es sich doch noch bis zum Sommer u. sagen mir im Frühjahr Bescheid, wenn ich Ihnen Ihr Portrait hin-|| bringe. Ich glaube, ich würde ganz schwindelig vor Freude werden, wenn Sie es täten. Mit einer Empfehlung von meinem Manne, Alles Gute u. Liebe Ihnen wünschend, stets u. immer Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu u. dankbar ergebene

Adoptivtochter Elli von Crompton.

a weiter am Rand auf S. 4: wenn Sie …behüten; b weiter am Rand auf S. 3: die Reise … entgegen-; c weiter am Rand auf S. 2: fahren … Portrait hin-; d weiter am Rand auf S. 1: bringe. Crompton.

Brief Metadaten

ID
4532
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
02.03.1917
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,2 x 17,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4532
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Groß Brütz; 02.03.1917; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4532