Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß-Brütz, 6. Januar 1917

E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN I. M.

POST WITTENFÖRDEN

6. Jan. 1917

Hochverehrte Excellenz und lieber, guter Adoptivvater,

für Ihre freundliche Karte aus Leipzig danke ich Ihnen herzlich, ebenso für das wunderschöne „berühmte“ Sopha, dasa gestern endlich nach einer beinahe 1monatlichen Reise in meinen Besitz gelangt ist. Es hat die lange Fahrt gut überstanden und hat es gleich den Haupt und Ehrenplatz in meinem Atelier erhalten. Einmal habe ich mich auch schon daraufgesetzt voller Ehrfurcht. || Morgen am Sonntag will ich es mir recht gemütlich oben machen. Über das Sopha ein schönes Aquarell von Ihnen hängen, ebenso ein Bild von Ihnen.

Und wenn es dann so recht schön gemütlich oben ist, ich mir noch ein paar Tannenzapfen in den Ofen werfe, will ich ein Feierstündchen in der Sophaecke halten in herzlichem Gedanken an Sie, mein guter, liebster Adoptivvater, all die schönen Stunden, die ich mit Ihnen zusammen in Jena verleben durfte – und hernach noch etwas Goethe’s Faust. –

Wann darf ich Ihnen nun wohl etwas schicken?

Es ist alles bereit dafür. ||

Haben Sie angenehme Tage in Leipzig verlebt? Wie ist es denn mit der Hochzeit Ihrer Enkelkinder geworden?

Ich habe so unendlich viel an Sie gedacht Weihnachten und Neujahr. Trautchen hat uns das Fest sehr hübsch gemacht. Die letzte Nacht vor Weihnachten war ich garnicht in’s Bett gegangen, sondern saß bei furchtbarem Sturm, der so gemütlich ums Haus heulte, auf und nähte Puppenkram für das Kleinchen. Die Freude war hernach auch sehr groß. Grf. Hildgard hat ihr noch ein sehr schönes Märchenbuch mit Widmung und eine selbstangezogene Puppe geschenkt.

Frau Gräfin von Bassewitz übersandte mir einen wundervollen Korb herrlich duftender Weihplätzchen. Es tat mir leid, daß Sie nicht in Jena waren. Sonst hätte ich Ihnen davon einen kleinen Gruß gesandt. ||

Gestern hatte ich eine große Freude, indem Hr. Landgerichtspräsident Dr. Kroschel aus Graudenz mir für Ostern seine Tochter 17 Jahre für ein Jahr fest angemeldet hat. Es scheint also doch ein Anfang zu werden und bin ich so von Herzen froh und dankbar darüber.

Doch für heute muß ich schließen, da ich den Brief noch zur Post schicken will; darum nur noch kurz Alles Gute und Beste für das neue Jahr und innigsten Dank für Alles, lieber, guter Herr Geheimrat. Ich bin Ihnen stets so von ganzem Herzen dankbar für all Ihre Güte. Herzliche Grüße und Empfehlungen von Klein Trautchen, Ihrem kl. Adoptiv-Enkelchen und meinem Mann, grüßt Sie auf’s Innigste mit allen treuesten Wünschen stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende Ihnen stets treu u. dankbar ergebene Adoptivtochter

Elli von Crompton

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Brief Metadaten

ID
4528
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
06.01.1917
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,5 x 18,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4528
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Groß Brütz; 06.01.1917; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4528