Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß-Brütz, 21. Dezember 1916

Jagdhaus Gr. Brütz, Post Wittenförden

11.XII.16.

Hochverehrte Excellenz und liebster, guter Adoptivvater,

auf’s Höchste überrascht und auf’s Innigste erfreut wurde ich durch Ihre lieben, guten Zeilen und das so überaus reiche Weihnachtsgeschenk. Sie sind viel zu gut u. gütig zu mir, und verwöhnen mich; mein herzlieber Adoptivvater! Nun werde ich für Trautchen etwas Schönes, Brauchbares zu Weihnachten kaufen und mir für meine Fremdenzimmer noch zusehen, Betten zu zu legen.

Bei Aufnahme junger Mädchen || hatte ich nicht damit gerechnet, indem dieselben sich Betten u. Bettwäsche mitbringen müßten, nur Bettstellen wollte ich liefern. Da ich jedoch wohl vor dem Frühjahr keine mehr bekommen werde, hatte ich in der Tageszeitung „Pension“ annonciert. Nun will ein Berl. Herr daraufhin schon kommen. Wenn ich aber mehrere bekomme, habe ich nicht genug Betten etc. Nun ist das Alles so rasend teuer geworden, dabei kaum zu haben und so erschwert durch die Bezugsscheinwirtschaft. Es ist jetzt wirklich ein hartes Leben – jeden Tag sage ich’s mir auf’s Neue: „Du mußt durch – für Trautchen – Kopf hoch – und dann ein Blick in meine Goethe-Haeckel-Ecke und dann geht es wieder – Und wenn || dann noch solch eine grenzenlose Freude kommt – wie Ihr lieber, guter Weihnachtsgruß – dann stehe ich ganz beschämt da.–

Doch nun auch noch herzlichsten Dank für die liebenswürdige Auskunft über Hr. K. Feistkorn. Ob er kommt? –

Ich wäre Ihnen von ganzem Herzen dankbar, wenn Sie mir durch eine kurze Zeile mitteilen würden, wann Sie gedenken, aus Leipzig heimzukehren. Sie werden wohl das Fest mit Ihren Kindern verleben? Ich möchte es nämlich gern wissen, um Ihnen mein kleines Weihnachtspaketchen richtig „eingeschrieben“ wieder zustellen zu können. Wenn auch die Verpackung u. der Absender „künstlerisch“ aussehen werden, (um es sicherer nach Jena zu bekommen) es wird nur praktische || Arbeiten meiner Hand für Herz u. Magena enthalten; ich glaube, es ist jetzt dieser schweren Zeit entsprechender. Vielleicht teilen Sie mir auch mit, ob Sie noch „Gries, Graupen od. Haferflocken“ im Hause haben für ein nahrhaftes Süppchen für Sie. Wenn nicht, kann ich Ihnen etwas beilegen in schöner Beschaffenheit.

In Rumänien klappt doch Alles herrlich – doch hier im Lande fängt es doch schon an, recht böse auszusehen. Kartoffeln Alles wird zugeteilt, die armen Städter sind ja noch viel übler dran. Haben Karten u. nichts dafür. Für Rücksendung des Eierbehälters wäre ich dankbar, daß ich gleich eine Verpackung habe, sobald meine Hühner anfangen für Sie zu legen, was ich Ihnen jeden Morgen erzähle. Doch nun nochmals allerinnigsten, aufrichtigsten Dank, mein herzlieber, guter Adoptivvater, für den reichen Weihnachten für mich u. Trautchen. Mein Mann u. Trautchen grüßen herzlichst.

Alles Liebe u. Gute stets u. immer Ihre Sie so hochverehrende Ihnen stets treu u. innig dankbare Adoptivtochter Elli v. Cr.b

Schade, daß ich nicht bei der Oeffnung des Archiv’s dabei sein konnte. – Wie wundervoll, daß Sie es noch fertigc gestellt haben u. wie schön für Dr. Heinr. S. Schmidt. Bitte

einen Gruß an denselben.d

a eingef.: für Herz u. Magen; b weiter am auf S. 4: Alles Liebe … Elli v. Cr. c weiter am Rand auf S. 3: Schade … fertig; d weiter am Rand auf S. 2: gestellt … denselben.

Brief Metadaten

ID
4527
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
11.12.1916
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,3 x 17,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4527
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Groß Brütz; 11.12.1916; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4527