Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß-Brütz, 20. September 1916
FRAU E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN
POST WITTENFÖRDEN
20. Sep. 1916
Hochverehrte Exzellenz,
für Ihre liebenswürdige Karte aus dem Goethezimmer herzlichsten Dank! Desgleichen
innigst aus tiefstem Herzen, lieber, guter Herr Geheimrat, für Ihre lieben Zeilen, Ihre herrlichen Aquarelle u. das schöne Zeichenpapier! Sie haben mir eine sehr, sehr große Freude durch die köstlichen Aquarelle bereitet. Es sind ja wunderschöne Stücke und werden mein Zimmerchen schön schmücken. Ein kleines Zimmerchen habe ich nämlich für mich recht gemütlich eingerichtet mit meiner Bibliothek, Ihren Aquarellen, Weimar, Dornburg-Bildern etc.; wo ich vielleicht mal hoffe, ein kl. Stündchen der Erinnerung verleben zu können, das erfrischt und neuen Mut giebt. Ach, Her Geheimrat, beim Anblick der wundervollen Motive erfaßt mich doch || die Sehnsucht, einmal im Leben auch solche Naturschönheit schauen zu dürfen und ein ganz klein bischen Neid auf Sie, der Sie so viel Schönes erleben durften. „Ihr glücklichen Augen, was je Ihr gesehn’, es sei wiea es wolle, es war doch so schön!“ …. Es freut mich sehr, daß Sie, lieber, guter Herr Geheimrat an den Herzog für mich geschrieben haben. Hoffentlich bringt es Erfolg.
Ebenso erfreut mich Ihre Nachricht über die tägl. Rundschau. Es ist doch nett, daß unser köstlicher, herrlicher Goethe-Abend an der wundervollen Saale mit all den Erinnerungen nun auf die Weise ein etwas längeres Leben erhält. Ich werde Ihnen für einige Abzüge herzlich dankbar sein.
Wenn Sie für das Porträt, das ich von Ihnen fertigen sollte, noch einen Platz reservieren wollen, bin ich Ihnen dankbar.
Der Blendrahmen mit Zeichnungen darauf ist schon von Berlin aus mitgekommen. Ich wollte mich im Oct. daran machen, || daß ich es so im Dz. fertig hoffte. Ich dachte, Sie dann vorher anzufragen, wann es Ihnen am besten paßte. Dasselbe selbst nach Jena auf einen Sprung zu bringen; um an Ort u. Stelle in Ihrem lieben Zimmer die letzte Vergleichung mit dem lieben Original anstellen zu können. Dauer eine Stunde höchstens, also nichts zum Quälen, doch wertvoll für einen guten Gesamteindruck. Die Fahrt würde auch gut zu machen sein, da Oberstlt. v. Baumbach’s mir stets ein Gastbett zur Verfügung gestellt, wenn ich nach Berlin komme.
Von diesem frdl. Anerbieten werde ich wohl schon in nächster Woche für 2 T. Gebrauch machen, indem ich mir noch Verschiedenes besorgen muß, was hier nicht zu haben; außerdem noch geschäftlich hin muß.
In dieser Woche hoffe ich nämlich mit dem ganzen Hause fertig zu werden. Vorläufig steckt mir allerdings noch Alles voll mit Handwerkern. Heute sind dazu draußen noch || 30 russ. Forstarbeiter, die die Wege in Stand setzen.
Trautchen ist am glücklichsten. Ihr Neuestes ist bei jeder Gelegenheit zu fragen: „Mama, was is denn das?“ Bitte grüßen Sie doch auch herzlich Ihren Herrn Sohn. Wie geht es seiner Frau, Kindern u. Stammhalter? Der letztere spricht jetzt wohl auch schon Alles? Bleibt Ihr Herr Sohn so lange, bis Ihre Enkelin Else wiederkehrt? Sie sind jetzt wohl arg fleißig zusammen?
Doch für heute will ich schließen. Aufrichtigsten, innigsten Dank für Alles! Die herrlichen Aquarelle sind mir eine unendlich große Freude, gleich einer Erinnerung und ein späterer Schatz für Ihr kleines Patchen; das „Onkel“ ein herziges Küßchen schickt.
Herzliche Grüße, denen mein Mann sich auf’s Beste anschließt. Alles Liebe u. Gute
immer und stets
Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen immer treu u. innig dankbar ergebene
Elli von Crompton
a korr. aus: wies