Ernst Haeckel an Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen, Jena, 18. Januar 1908

Jena 18.1.08

Durchlauchtigster Herr Großherzog!

Ew. Königl. Hoheit beehre ich mich beifolgend die Schlußlieferungen meiner „Wanderbilder“ zu überreichen, deren erste Abteilung ich vor 2 Jahren einzusenden mir erlaubte.

Gleichzeitig gestatte ich mir, das geneigte Interesse Ew. K. Hoheit für die beiliegenden Mitteilungen über das neue Phyletische Museum in Jena zu erbitten. Nachdem dessen Rohbau jetzt vollendet ist, soll die innere Einrichtung demnächst beginnen und im Laufe des || Sommers so weit gefördert werden, daß das Museum Ende Juli, bei Gelegenheit des 350-jährigen Jubiläums der Universität, ihr als Eigentum übergeben werden kann.

Leider reichen die gesammelten Mittel für befriedigende Ausführung des Planes und Unterhaltung des Museums bei weitem nicht aus. Da weder die beschränkten Mittel der Universität noch die Einkünfte der Thüringer Erhalter-Staaten finanzielle Unterstützung des gemeinnützigen und bildungsfördernden Unternehmens gestatten, sind wir für seine Vollendung auf die freiwilligen Beiträge hochherziger Förderer der Wissenschaft und Künste angewiesen. || Unter diesen Umständen erlaube ich mir an Ew. Kgl. Hoheit die ergebenste Bitte zu richten, auch Ihrerseits einen Beitrag dazu genehmigen zu wollen. Ich fühle mich dazu besonders deshalb ermutigt, weil sowohl die beiden unvergeßlichen Eltern Ew. K. H., als auch Ihr Durchlauchtigster Herr Großvater (– dieser während eines Zeitraums von 40 Jahren –) meinen wissenschaftlichen Untersuchungen stets die wärmste Teilnahme bewahrt haben; ich bin fest überzeugt, daß Höchstdieselben auch die Gründung dieses neuen Museums für Naturgeschichte und Entwicklungslehre tatkräftig unterstützt haben würden. || Es würde hoch erfreulich sein, wenn der Name Ew. K. H., als Rector Magnificentissimus der Universität Jena, an der Spitze der „Ewigen Mitglieder des phylethischen Senates“ auf der Gedächtniß Tafel verewigt werden könnte, die im Vorsaal des Museums aufgestellt werden wird. Mir persönlich würde dies deshalb zur besonderen Freude gereichen, weil ich im Sommer 1876 die hohe Ehre genoß, bei der Taufe E. K. H. gegenwärtig zu sein und als derzeitiger Prorector Ihnen die Matrikel der Universität in die Wiege legen zu dürfen.

In der Hoffnung keine Fehlbitte getan zu haben und mit dem Ersuchen um ferneres geneigtes Wohlwollen bleibe ich in vorzüglicher Verehrung E. K. H. ergebenster

E. H.

Brief Metadaten

ID
45127
Gattung
Briefentwurf
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
1
Format
22,2 x 28,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 45127
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Sachsen, Wilhelm Ernst Großherzog von; Jena; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_45127