Max Brockert
Architekt
Erfurt, den 28. Dez. 07
An den
Hochwohllöblichen Vorstand
des physikalischen Museums zu Jena
Ich hatte Gelegenheit die Pläne und Facaden des neu zu errichtenden physikalischen Museums einzusehen, und habe nicht für möglich gehalten, dass ein solcher für die Allgemeinbildung und für das Volk zu schaffender Bau in seiner äußeren Gestaltung eine Architektur aufweist, die jeden halbwegs fein empfindenden Menschen vor den Kopf stösst. Alle vornehmen Eindrücke, die ein Bauwerk heute bei dem Beschauer auslösen soll, sind in dieser Facade geradezu vermieden.
Das einzige heute anerkannte Bestreben eines jeden Architekten durch Ruhe und Reife seiner Formen dem Bauwerk einen Stempel der Kunst aufzudrücken ist bei genanntem Bau scheinbar eifrig vermieden. ||
Als Thüringer ist es mein Bestreben meiner Heimat auch in der Baukunst die Beachtung weiter Kreise zu verschaffen, und es ist mir gelungen in jahrelanger Tätigkeit mit Ansichten durchzudringen, die als richtig anerkannt hat einer unserer größten Architekten, dem ich meine ausgeführten Bauten zur Begutachtung vorlegte, und dessen Urteil ich mir erlaube in der Anlage beizufügen. Dieser Architekt Geheimrat Prof. Dr. Messel Berlin ist von S. Majestät mit der Ausführung ganz bedeutender öffentlicher Bauten betraut worden.
Meine Einmischung möchte ich nicht verkannt wissen und nur das Interesse an der Sache selbst treibt mich Ihnen vorzuschlagen, mir Gelegenheit zu geben, auf die äußere Gestalt des neuen Museums Einfluss auszuüben, und würde mich freuen, wenn Sie meine Dienste in Anspruch nehmen würden.
Hochachtungsvoll ergebenst
M. Brockert