Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 19. Dezember 1915.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

19.XII.15.

Hochverehrte Excellenz,

von Herzen möchte ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, recht gesunde, möglichst frohe, glückliche Weihnachten wünschen und bitte Sie herzlich, beifolgende zwei kleine Skizzen von unserem lieben Dornburg mit seinen köstlichen Goethe-Erinnerungen freundlich anzunehmen.

Ich bin recht betrübt und in Sorge um Ihr Ergehen. Seitdem ich das Glück hatte, Sie, hochverehrter Herr || Geheimrat in Jena sprechen zu können im Septr. habe ich nichts mehr von Ihnen gehört. Meine beiden Briefe im Septr. gleich nach meiner Rückkehr und der 2. Anfang Nov. (nachdem ich Sie von Ihrer Oct.-Reise ? zurückgekehrt wähnte) haben Sie doch erhalten. Ich sorge mich, daß es Ihnen vielleicht nicht gut geht oder sind Sie so in Anspruch genommen durch die Arbeit mit Ihrer lieben Enkelin? Wenn es Ihnen irgend möglich ist, und Sie mir noch ein bischen gut sind, bitte schreiben Sie mir doch ein paar Zeilen über Ihr Ergehen. Da ich nun garnicht weiß, wo Sie das Fest verleben werden, schicke ich das Päckchen heute schon || ab. Es ist nun schon die zweite Kriegsweihnacht und noch immer wohl kein Ende abzusehen; so tapfer und tüchtig auch die Unseren sind; dabei spürt man immer mehr die Kriegslage in Allem. Es ist Alles so wahnsinnig ina die Höhe geschnellt, dabei Vieles garnicht zu erlangen. Es ist doch Alles recht schwer –

Im Museum hatte ich im Nov. angefangen, Lukas Cranach „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ in einer echt deutschen, schönen Landschaft drinnen, zu kopieren. Es hat schon viele Bewunderer und Anfragen aus dem Publikum gefunden, aber noch keinen ernsthaften Liebhaber, auf den ich eigentlich warte. Doch will ich sehen, es in dieser Woche noch fertig zu schaffen, da || ich in letzter [Zeit] nicht hin konnte, weil Trautchen etwas erkältet war. Doch hoffe ich, daß es so gut vorüber gehen wird. Die Kleine wird immer lieber, spricht schon etwas mehr und läuft wie ein kleines Wiesel. Auch wächst sie sehr, mit Kleidchen hat das nichts auf sich, weil ich sie ihr Alle zum Auslassen arbeite, doch mit Schuhchen ist es schon mißlicher.

Wie geht es denn Ihrem Enkelchen? Das ist doch ein herzliches, silberblondes Bürschchen!

Ihnen Alles Gute von ganzem Herzen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat und Alles Liebe mit einer Empfehlung von meinem Mann, grüßt Sie auf’s Herzlichste stets

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und innig dankbare

Ella von Crompton

a eingef.: in

Brief Metadaten

ID
4510
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
19.12.1915
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,0 x 17,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4510
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Berlin-Grunewald; 19.12.1915; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4510