Hans Meyer an Ernst Haeckel, Leipzig, 16. Januar 1906
Bibliographisches Institut
Leipzig, 16/I.06.
Lieber Vater
Die Aussichten, die Du mir für die Gründung des Haeckelmuseums mitteilst, sind höchst erfreulich für die Verwirklichung des Planes. Und ich bin ganz der Meinung, dass man die sympathische Stellung der Herren Eggeling und Rothe zu dem Projekt möglichst || bald benutzen soll, um zum Ziel zu kommen. Aber dass das ganze Werk (Fondssammlung, Planzeichnung, Bauausführung, Einrichtung) sich so schnell wird durchführen lassen, dass die Eröffnung schon am 16.II.1907 stattfinden kann, bezweifle ich sehr. Eine solche Sache forcieren wollen, wäre gleichbedeutend mit schlecht machen oder mit gänzlich zu Grunde richten; man muss esa sich || entwickeln lassen und nur die Entwicklung möglichst fördern. Ich halte es deshalb offen gestanden für sehr gefährlich, wenn Du mit Deinem stürmischen Temperament Dich aktiv an diesem Unternehmen mit beteiligt, und möchte Dich im Interesse der Sache jetzt schon bitten, nichts weiter darin zu unternehmen. Ich kann mir auch nicht denken, dass es bei anderen einen guten || Eindruck macht, wenn derjenige, zu dessen Ehre das Werk errichtet werden soll, sich selbst viel um die Ausführung bemüht, denn die wenigsten werden verstehen, dass Du es bloß um der großen phylogenetischen Sache willen tust.
Weiteres besprechen wir am besten bald einmal mündlich. Hoffentlich kann ich noch in diesem Monat einmal nach Jena kommen; sonst Anfang Februar.
Treuen Gruß!
Dein Hans.
a eingef.: es