Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 3. Juni 1915.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

3.VI.15.

Hochverehrte Excellenz,

endlich komme ich dazu, wozu mein Herz mich schon so lange trieb, Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, von ganzem Herzen zu denken, für die herrlichen, genußreichen (für mich so unendlich lehrreichen) Stunden, die ich mit Ihnen verleben durfte. Besonders auch noch für die köstliche Spazierfahrt. Es waren wundervolle Jenenser Tage, an die ich immer wieder mit tiefster Freude zurückdenke.

Herzlich hoffe ich, daß Ihnen der letzte Spaziergang nach dem Paradies gut bekommen ist, und Sie mit Ihrer lieben Enkelin danach schon öfters solche wiederholt haben.||

Doch nun hoffe ich sehr, daß es Ihnen recht gut geht und Sie die schönen Tage mit Ihrer Enkelin zusammen genießen.

Als ich nach Hause kam, fand ich nämlich, daß Cr.´s nicht mehr part., sondern I. wohnten, mein Mann hatte nämlich zu meiner Überraschung unser Hab u. Gut schon in die neue Wohnung schaffen lassen. Da gab es natürlich alle Hände voll zu tun, mit Einrichten, Gardinen anmachen etc. Dazu bis vorgestern noch immer Handwerker drinnen und bis dato ohne Mädchen. Außerdem noch die Mietszahlungen. Doch nun bin ich beinahe ganz in Ordnung, habe auch ein Mädchen seit dem 1. u. benutze deshalb das erste freie halbe Stündchen.

Trautchen fand ich auch ganz kaput u. nervös vor. Es dauerte ziemlich 8 Tg., bis sie wieder ihren regelmäßigen Schlaf fand und so ruhig u. heiter wurde wie immer. Es waren ihr eben zu viele laute Menschen dort gewesen.

Wir sind auch darum noch nicht fortgewesen; zuerst war es die Frage mit der Kleinen, || dann wartete mein Mann vergeblich bis Anfang dieser Woche auf passende Einlagen, die er sich bei einem Spezialbandagisten bestellt hatte und die ihm zu unserer großen Freude jetzt soweit helfen, daß er fast ohne Schmerzen und ganz ordentlich wieder gehen kann.

In vergangener Woche waren wir aber 1 x mit Fuhrwerk von Bekannten nach Wannsee gefahren und hatten Trautchen auch mitgenommen. Das Kleinchen war so brav, von 3 – ¾ 9, da kamen wir nach Hause, daß es eine reine Freude war.

Ist es nicht herrlich, daß wir Przemyśl haben?! Das ist doch etwas Großes! Hoffentlich geht es nur alles so weiter. Die Italiener sind doch das gemeinste Volk, so schnöde und schmachvoll zu handeln. Sie werden sich aber sicher noch umgucken.

Sind die Aufnahmen von Ihrem Häuschen in Merseburg gut geworden? Das gute Zeichenpapier ist beim Buchbinder für den Block. Nochmals herzlichsten Dank! ||

Der japanische Buchweizen gedeiht!

Wie geht es Ihrem jüngsten Enkelchen?

Vielleicht ist Ihre Enkelin Else so freundlich und teilt mir den Titel des besprochenen populären Sternbuchs mit.

Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, Alles Gute wünschend, bin ich mit den herzlichsten Grüßen auch an Ihre Enkelin, und einer Empfehlung von meinem Manne,

stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und innig dankbar ergebene

Ella von Crompton

Brief Metadaten

ID
4504
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
03.06.1915
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,6 x 19,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4504
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Berlin-Grunewald; 03.06.1915; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4504