Adolf Giltsch an Ernst Haeckel, Jena, 1. April 1897

Jena, d. 1. April 1897.

Hochgeehrter Herr Professor!

Mit herzlichstem Danke für Ihren ausführlichen Brief nehme ich den Zeitpunkt wahr, zu welchem Sie glaubten in San Remo einzutreffen und sende Ihnen, die verloren gegangenen Probedrucke der Tafel XXX ersetzende, 2 andere Exemplare zu. Leider passen diese nicht so genau wie die ersten, es ist dies aber nur durch eine Verdrehung der roten Platte gekommen – es sind gleich 2 Karten auf dem Steine, wovon eine c. 1½ mm. mehr gedehnt ist, und nun ist das rot der kürzeren Karte auf das || schwarz der längern gekommen und umgekehrt – und ist also ganz formlos. Ich kann nun übrigens mit dem Druck dieser Karte auch noch warten, bis Sie wieder zurück sind.

Ich freue mich recht über die schöne Reise und Gelegenheit zum Sammeln welche Sie nach Ihrem Briefe vom 8/III hatten und bin wirklich neugierig auf die neuen Aquarelle. Da Herr Dr. Schultze jedenfalls noch nicht so schnell gemalt hat als Sie Selbst, so denke ich, daß die etwasa längere Sitzung zu jeder Skizze, diese besonders gelungen und vollendet erscheinen lassen. Wenn ich Ihre Bilder dann sehe, glaube ich mich im Geiste als Mitreisender und Mitmaler an die schönen Punkte versetzt.

Wenn die Witterung und Temperatur hier nicht bald besser wird, möchte ich Ihnen und besonders Ihrer || verehrten Frau Gemahlin dringend rathen, die linde Luft in San Remo so lange als möglich auszunutzen. Alles hat hier Husten etc. Ich selbst habe mich vor 3 Wochen erkältet und vor 8 Tagen zur Centenarfeier keinen Ton aus der Kehle gebracht, ich konnte nur fauchen beim Sprechen.

Am 29. März ist nun mein ältester Sohn Eduard aus der Schule (mit Berechtig.) entlassen und hat am 30. Morgens die Lehre angetreten (beim Papa selbstverständlich!). Ob meine Hoffnungen in Erfüllung gehen werden? Wer kann es wissen? –

In der Erwartung, daß auch die zweite Hälfte Ihrer Abwesenheit von Jena für Sie und die Frau Professor recht angenehm sein möge und Ihnen zur vollen || Gesundheit und Wiederstandskraft gegen die Jenenser Winde verhelfen möge, schließe ich meine Zeilen mit dem Rufe „Auf fröhliches Wiedersehen!“ in dem alten lieben Jena.

Meine Frau und Kinder erlauben sich Ihnen ebensolche Grüße und Wünsche zu senden.

Ihr ganz Ergebenster

Leibsklave

Adolf Giltsch

Probedrucke als Drucksachen zugleich.

a korr. aus: ettwas

Brief Metadaten

ID
450
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
01.04.1897
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,5 x 17,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 450
Zitiervorlage
Giltsch, Adolf an Haeckel, Ernst; Jena; 01.04.1897; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_450