Frankfurt a/M d. 5. August 1895.
Sehr verehrter Herr Professor!
Mit tiefem Bedauern erhielt ich durch Ihre Postkarte v. 3. August 95 die Nachricht von dem Sie getroffenen Unfall. Doch hoffen wir Alle, die Sie verehren, auf Ihre baldige Genesung! Ich insbesondere auf Ihren Besuch im October.
Ihr werther Brief vom 24.6.95. stellte mir Ihr Hierherkommen im September in Aussicht (in den Herbstferien) falls ich nicht vorzöge im July nach Jena zu kommen.
Da ich vorhabe von der letzten Büste einen Thonabdruck zu machen, da in Thon die Correctur schneller || & mit größerer Weichheit zu bewerkstelligen ist als in Gips, besagten Abdruck aber nicht lange Zeit vor Ihrem Hiersein stehen haben möchte, so war mir Ihre Absicht nach Frankfurt zu kommen sehr willkommen, umso mehr als icha diesen zu machendenb Thonabdruck nicht nach Jena hätte transportiren können, und so hoffe ich nun, daß geehrter Herr Prof.c nach Ihrer baldigen vollständigen Genesung mir die ungefähre Zeit Ihrer Ankunft anzeigen wollen. Ich hätte den Vortheil bei dieser Herstellung zugleich die Schultern, Rock, etwas individueller zu gestalten || als dies damals geschehen ist & in Gips ist es eine unerquickliche Arbeit.
Immerhin wäre bei Ihrem demnächsten Hiersein nicht ausgeschlossen die Correctur des Auges auch an der Gipsbüste zu versuchen.
Herr Katz, Mendelsohn etc. & Herr Reibald sprechen durch mich ihr Beileid und hoffen & wünschen Ihre baldige Auferstehung.
In aufrichtiger Verehrung
Ihr ergebenster
Gust. Herold
Bockenheimerlandstr: 100 –
a eingef.: ich; b eingef.: zu machenden; c eingef.: geehrter Herr Prof.