Walter de Gruyter (Verlagsbuchhandlung Georg Reimer), Berlin, 18. Oktober 1915

VERLAGSBUCHHANDLUNG

GEORG REIMER IN BERLIN

W. 10, GENTHINERSTRASSE 38

Berlin, den 18. Oktober 1915.

Hochzuverehrender Herr Professor!

Durch ein leichtes Unwohlsein meinem Pulte in der Genthinerstrasse entzogen, drahtete ich Ihnen auf Ihren so gütigen Brief vom 15. Oktober vorgestern von Lichterfelde aus:

„Mit Freuden bereit. Brief folgt Montag. Verehrungsvoll de Gruyter“ und wiederhole mit diesen Zeilen, wie gern ich der Verleger Ihrer Schrift „Ewigkeit. Weltkriegsgedanken über Leben und Tod, Unsterblichkeit und Entwicklung“ werden will. Auch wird die Schrift, wenn das Manuskript in einem Umfange von 7 bis 8 Druckbogen am 24. Oktober in meinen Händen ist, Beginn Dezember 1915 ausgegeben werden können, wenn man auch in diesen voraussetzungslosen Zeiten ganz verbindliche Bürgschaften dafür mit gutem Gewissen nicht übernehmen darf.

Ueber die Höhe des Ladenpreises, an dem Sie ein Mitbestimmungsrecht haben sollen, verständigen wir uns zu gegebener Zeit gewiss leicht und gern billige ich Ihnen 200 Freiexemplare zu.

Mit dem Vermerk über die Verwendung des Reingewinnes auf der Rückseite des Titelblattes bin ich einverstanden, sähe aber gern, wenn die Fassung also lautete: „Den Reinertrag aus der Broschüre bestimmt der Verfasser für die Unterstützung der Hinterbliebenen der deutschen Krieger, welche ihr Leben und ihr Familienglück der Rettung des Vaterlandes und der Erhaltung des Völkerrechtes geopfert haben.“ Mit solcher Verzichterklärung sind nämlich gerade während des Krieges in wiederholten Fällen nicht ganz reine Motive und eine nicht ganz || reine Auslegung geknüpft gewesen und darum habe ich gegenüber ähnlichen früheren Anregungen immer gebeten, den Verlag d. i. denjenigen Teil, der bei einer solchen Angelegenheit das eigentliche Erwerbselement darstellt, aus dem Spiele zu lassen. Dies umsomehr, als der Begriff „Reinertrag“ für den Verleger besonders in der Gegenwart mit auch nur annähernder Genauigkeit garnicht zu erfassen ist. Ist doch bei der grossen Mehrzahl wissenschaftlicher Verlagsbuchhandlungen der Umsatz so geschmälert, dass alle normalen Erfahrungssätze über den Anteil, den die Handlungsspesen bei dem Verlage eines Buches ausmachen, in Frage gestellt sind. So schlage ich denn, um mit meinem eigenen Gewissen nicht in Zweifel zu kommen, Euer Excellenz Folgendes vor:

Ich kehre Euer Excellenz bis Ende 1920 von jedem käuflich abgesetzten Exemplar (nicht eingerechnet die sog. Partie-Freiexemplare) ein Viertel des Ladenpreises vom broschierten Exemplar aus. Sollten wir indessen, wozu Sie mich im Interesse der Verbreitung ermächtigen, den Vermittlerrabatt bei Absatz grösserer Bezüge in Einzelfällen über 33⅓% des Ladenpreises hinaus erhöhen, so verkürzt sich der Gewinnanteil um die Hälfte des erhöhten Rabattes.

Nehmen wir beispielsweise und ganz unverbindlich an, der Ladenpreis werde von uns gemeinsam auf Mark 1.50, der Buchhändler-Barpreis auf Mark 1.- festgesetzt, so flösse Ihnen bezw. dem von Ihnen bestimmten Zwecke von jedem Exemplar 37½ Pfennig zu. Verkaufe ich aber in einem besonderen Falle etwa 300 Exemplare zum Nettopreise von 75 Pfennig für jedes Stück, so mindert sich Ihr Anteil auf 37½ Pfennig weniger 12½ Pfennig = 25 Pfennig.

Dass Sie die Korrektur jedes Bogens in vier Exemplaren erbitten, bemerkte ich mir gut. ||

Euer Excellenz gütiger Entschliessung sehe ich gern entgegen, danke Ihnen für Ihr so freundliches Anerbieten noch einmal auf das herzlichste.

In verehrungsvoller Ergebenheit

für Dr. W. de Gruyter

A. Hilbert

Brief Metadaten

ID
44850
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Verlagsbuchhandlung Georg Reimer in Berlin
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
18.10.1915
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
22,1 x 28,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 44850
Zitiervorlage
Gruyter, Walter de an Haeckel, Ernst; Berlin; 18.10.1915; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_44850