Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Sommerhausen b. Würzburg, 11. Juni 1912.

z. Zt. Sommerhausen v. Würzburg

11.VI.12.

bei Frau Erbgräfin v. Rechteren

Hochverehrte Excellenz,

nun bin ich schon eine Woche hier und es gefällt mir recht gut. Das kleine Städtchen liegt sehr malerisch am Main, von einer alten Mauer mit 11 Türmen umgeben, was wunderschöne malerische Motive giebt. Das Schloß selbst ist sehr altertümlich und malerisch. Meine Gastgeber sind sehr liebenswürdige, entgegenkommende Menschen. Die junge Gräfin, meine Schülerin, ist sehr lernbegierig und fleißig. Sie lernt mit Feuereifer || bei mir Perspektive zeichnen, Blumen und Landschaft malen.

Nun möchte ich aber vor Allem wissen, wie es Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, geht. Hoffentlich tut Ihnen das jetzige, schöne Wetter recht gut und Sie sind nicht zu fleißig mit Ihrem Herrn Sohn zusammen. Ich hoffe auch sehr, daß sich das Befinden Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin gebessert hat.

Vor ein paar Tagen bekam ich von meinem Verlag die Nachricht, daß ein Hr. Dr. Schellenberg am botanischen Museum zu Dahlem-Berlin für Hr. Dr. Vogtherr eingetreten wäre u. || sie mich an denselben empfohlen hätten, es aber zweifelhaft wäre, ob ich die Arbeit bekommen könnte, da die Damen in Vorschlag gebracht wären, die bereits für das botanische Museum zeichneten. Nun schrieb ich gleich an Hr. Dr. Schellenberg, mein Mann ist auch persönlich zu ihm hingegangen und da hat derselbe, der ein großer Verehrer von Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, sein soll, gemeint, daß er ja sehr gerne mit mir arbeiten möchte, ich müßte dann allerdings im Museum arbeiten. Geheimrat Engler vom botan. Museum wäre allerdings dafür, daß die Arbeit unter die 4 Zeichnerinnen, die bereits für das Museum arbeiteten, verteilt würde. Nun komme ich || mit einer großen, unbescheidenen Bitte zu Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat. Wollen Sie nicht bitte so gut sein, und ein paar empfehlende Zeilen für mich an Herrn Dr. Schellenberg schreiben, am botanischen Museum zu Dahlem-Berlin. Ich glaube sicher, daß wenn Sie mich persönlich ihm empfehlen würden, ich dann den Auftrag zur Weiterführung der Tafeln bekommen würde. Bitte seien Sie mir nicht böse, daß ich Sie darum bitte, aber ich glaube, Sie könnten mir dadurch helfen. Der Verleger ist Hr. Friedr. von Zezschwitz – Gera/R. und es ist der III. Bd. der Medizinalpflanzen. Nun bitte ich Sie nochmals, lieber, guter Herr Geheimrat, mir meine Bitte nicht übel zu nehmen und wenn es Ihnen irgend möglich ist, mir dieselbe zu erfüllen. In der Hoffnung, recht bald von Ihnen zu hören, bin ich mit einer Empfehlung an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin, und vielen innigen Grüßen für Sie, immer u. stets

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu u. innig dankbar ergebene

Ella v. Crompton

Brief Metadaten

ID
4445
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
11.06.1912
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,2 x 18,5 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4445
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Sommerhausen; 11.06.1912; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4445