Adolf Giltsch an Ernst Haeckel, Jena, 1. Januar 1882

Jena, d. 1. Januar 1882.

Mein liebster, hochverehrtester

Herr Professor!

Prosit Neujahr!

Mit diesem Zurufe setze ich mich in die früheren Jahre zurück, wo Sie mir stets zuvorkamen. Nun, dießmal hören Sie mich nicht kommen und so hoffe ich Ihnen auf Ceylon mit meinem Glückwunsche zuvorzukommen.

Ich will Ihnen nicht alle möglichen Wünsche hernennen, Sie können ja doch überzeugt sein, daß ich nur die Besten für Sie habe. Ueber allen Wünschen steht aber der, daß Sie wohlbehalten und zufriedengestellt in die Arme der Ihrigen zurückkehren und ich Ihnen weiter dienen und nützen kann. || Zunächst will ich Ihnen berichtena, was sich seit Ihrer Abreise zugetragen hat. Nachdem ich noch etwa eine Woche gewartet hatte, schrieb ich denn an Murray. Ich habe ihm Alles vorgestellt, was ich geleistet, angeschafft und ausgelegt habe und hierdurch bewiesen, daß es nur billig sei, mir durch Geldsendung aus der Klemme zu helfen. ‒ Ich erhielt umgehend Antwort. Dernach werden die Rechnungen, einestheils für Zeichnung & Lithographie, anderntheils für Druck & Papier, aus zwei verschiedenen Kassen bezahlt und zwar so, daß dem bisherigen Brauch entgegen (daß Alles nach Einsendung der Probedrucke bezahlt wurde), Zeichnung & Lithographie nach dem Probedruck und Druck & Papier nach Zusendung der Abdrücke bezahlt werden.

Wenn auch diese Veränderung nicht zu meinem Vortheile ist, so war ich doch in mancher Beziehung beruhigt und als ich die letzten 5 Medusentafeln eingesandt (20. November) und Murray nochmals um Beschleunigung bat, || erhielt ich schnell einen Regierungswechsel über die Lithographien der letzten (3.) Serie von 12 Medusen Tafeln von zusammen 72 £ Stück rd. 1400 Mark ungefähr 15 December (Hunger, welcher auch an Murray schrieb, und dessen geschickt hatte, erhielt bis heute noch kein Geld).

Daß mir gütigst übergebene Geld (300 Mrk) konnte ich daher, mit besten danke an die Frau Professorin zurückgeben, mit den Interessen zusammen; da ich durch Pohle hörte daß Frau Professorin nach Potsdam reiste gab ich Obiges am 24 December ab.

Die ersten nöthigsten Drucke der deutschen Ausgabe, lieferte ich am 15. November präcis ab; Sämmtliche Drucke derselben eine Woche später. Nach Edinburgh sandte ich am 10. December eine Kiste mit 12 Medusen Tafeln ab (im Ganzen bis jetzt 15) Ende Januar wird noch eine Sendung und Ende Februar der Rest der Medusen abgehen. Mein Vater druckt flott mit und er sowohl als meine Mutter und Frau lassen Ihnen zugleich herzlichsten Glück-||wünsche zurufen. Sonst geht’s in dem alten Einerlei, nicht besser und nicht schlechter.

Ich habe eine Anzahl Wandtafeln für Hertwig nach Königsberg gemacht.

Von den Radiolarien habe ich bis jetzt 5 gravirt. Zu den Medusen habe ich noch b 6 Tonplatten lithographirt, welche nicht in der deutschen Ausgabe gedruckt sind.

Giebts recht viel Syphonophoren? Was macht die Photographie und die Jagd, Malerei etc? Ich bin recht neugierig bis Sie wieder zurück sind.

Inzwischen nochmals herzlichste Grüße und Glückwünsche von

Ihrem treu ergebenen

Leibsklaven

Adolf Giltsch.

a korr. aus: berichtigen; b gestr.: 5 –

Brief Metadaten

ID
444
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
01.01.1882
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,2 x 22,3 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 444
Zitiervorlage
Giltsch, Adolf an Haeckel, Ernst; Jena; 01.01.1882; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_444