Ernst Haeckel an Hans Meyer, Jena, 6. Februar 1907

ZOOLOGISCHES INSTITUT

DER UNIVERSITÄT JENA.

Jena 6.2.1907.

Liebes Hans!

Bei dem freundlichen Interesse, daß Du meinem jüngsten und letzten Werke, dem „Phyletischen Museum“, entgegen bringst, wird es Dich freuen zu hören, daß dieses lange gehegte Lieblings-Project jetzt glücklich und in Sicherheit zur Ausführung gelangt.

Innerhalb 4 Wochen – vom 1.-28. Januar – sind alle wichtigen, damit zusammenhängenden Fragen im Princip erledigt; die Regierung hat den Bauplatz (gegenüber dem Zoologischen Institut, am Neutor) genehmigt und der Regierungs-Baumeister Dittmar (der jetzt den neuen Universitäts-Bau leitet) die Ausführung übertragen. ||

Die 100 Tausend Mk, die zur Gründung erforderlich scheinen, setzen sich zusammen aus:

Honorar-Ertrag der „Welträthsel“ 30. T.

Karl-Zeiss-Stiftung 30 –

Herzog von Meiningen 20. –

Prof. Dr. Hans Meyer 10.–

Sammlung meiner Schüler 10 –

Ich gedenke demnächst die Hälfte (50) dieses Capitals auf die Reichsbank aus meinem Depot in dasjenige des Universitäts-Rentamts überschreiben zu lassen ( – das die Verwaltung übernimmt). Wenn es Dir recht ist, schreibst Du dann einfach die 10.000, die Du stiften wolltest, auf das Depot von Lisbeth über, so daß ich dieser dann vorläufig 80 T. (statt bisher 70 T.) überlassen haben. ||

Leider ist von unseren 4 „durchlauchtigsten Erhaltern“ der treffliche Herzog Georg von Meiningen der einzige splendide Maecen gewesen; die 3 anderen haben bedauert, Nichts beitragen zu können – ebenso mein edler Landesvater, der armea Großherzog von Weimar, unser „Rector Magnificentissimus“!, der 60 (nach Anderen 80) Millionen Vermögen besitzt! -

– Wir hoffen, daß noch reichliche Beiträge aus anderen Quellen zufließen werden, wenn erst am 16.2. die ganze Unternehmung öffentlich wird. Wenn Du zustimmst, möchte ich für die „Tägliche Rundschau“ am 18. Und 19. Februar einen (anonymen) Leitartikel mit der Überschrift: „Ein phyletisches Museum“ schreiben. ||

Wir hoffen sehr, daß Ihr lieben Kinder uns zu meinem 73. Geburtstag die Freude Eures Besuch macht und auch noch Sonntag (17.) hier bleibt. Maurer gibt am 16. seinen großen „Prorectorats-Ball“ im Volkshaus (über 500 Personen sind eingeladen!). Er wollte Euch auch einladen; da wir nicht hingehen, werdet Ihr wohl auch verzichten! Ich denke, wir verleben den Abend hübsch still in Familie!

Hoffentlich geht es Euch gut, und hat insbesondere unsere liebe Lisi wieder hübsch schlafen gelernt und ihr lebhaftes Temperament beruhigt – nach dem glorreichen Beispiel ihres phlegmatischen Vaters!

Mit herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus

Dein treuer Papa

E. Haeckel

a eingef.: arme

Brief Metadaten

ID
42547
Gattung
Brief ohne Umschlag
Empfänger
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
06.02.1907
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
n.a.
Besitzende Institution
Archiv der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle/Saale
Signatur
N21, NL Uschmann
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Meyer, Hans; Jena; 06.02.1907; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_42547