ZOOLOGISCHES INSTITUT
DER UNIVERSITÄT JENA.
An die Herren
Paul und Fritz Sarasin
in Basel.
Jena 15.11.1905.
Hochgeehrte Herren Collegen!
Durch die gütige Zusendung Ihrer „Reisen in Celebes“ haben Sie mir eine große Freude bereitet und ich sage Ihnen dafür meinen herzlichsten Dank! Ich habe Ihr hochwichtiges Werk von Anfang bis zu Ende mit gleichbleibendem Interesse durchgelesen; da ich selbst ein halbes Jahr in Insulinde war und auch das merkwürdige Celebes auf meinem Programm (als Tourist!) ursprünglich gestanden hatte, waren Ihre ausgezeichneten Darstellungen für mich von ganz besonderem Werte! ||
Soviel ich mich erinnere, habe ich Ihnen meine neueren Publicationen sämmtlich gesandt.
Auch die letzte (V., 1903) sehr verbesserte Auflage der „Anthropogenie“? Sonst steht Ihnen Alles zu Diensten, was Sie wünschen. Auch die Challenger-Siphonophoren kann ich Ihnen schicken. Ich möchte gern für Ihre sehr wertvollen Gaben (– die sämmtlich unserer Zoologischen Instituts-Bibliothek zu Gute kommen, ebenso wie meiner Privat-Bibliothek –) mich auch durch einige Gegengaben dankbar erweisen. Die „Lebenswunder“ und Berliner Vorträge (1905) schickte ich Ihnen? ||
Von mir kann ich Ihnen nichts Erfreuliches berichten. Starke Überarbeitung der letzten Jahre, sowie eine Herz-Affection in Folge von Rheumatismus, haben meine Gesundheit so erschüttert, daß ich die Vorlesungen für dieses Semester (mein 90.stes in Jena) leider habe aufgeben müssen.
Ich bin mit meiner Arbeitsfähigkeit zu Ende. Mit 71 Jahren soll man keine Pläne mehr machen.
Hoffentlich geht es Ihnen Beiden recht gut; Sie können jetzt auf Ihren glänzenden Lorbern [!] ruhen und die herrlichen Früchte Ihrer bewunderungswürdigen Arbeiten voll genießen.
Mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen
Ihr
Ernst Haeckel.
Verte! ||
P.S. Von meinen Tropen-Aquarellen erscheinen demnächst 24 Blätter in Farbendruck (Landschafts-Skizzen aus Ceylon und Insulinde) – im Verlage von Köhler (Gera). Ich werde sie Ihnen im December zusenden und mich freuen, wenn gerade Sie (als competenteste Sachkenner) an diesen „Wanderbildern“ einigen Gefallen finden würden. Sehr dankbar würde ich Ihnen für scharfe Kritik derselben sein, oder doch kurze Angabe der Nummern, welche Ihnen mehr oder weniger gelungen erscheinen. Die Originalbilder (in größerem Format) sind leichter und luftiger, als die Farbendrucke.