Nürnberg, den 13. Febr. 1909.
Sr. Exzellenz
Herrn Prof. Dr. Ernst Haeckel
Jena.
Hochverehrter lieber Herr Professor! Gestatten mir, daß ich Ew. Hochwohlgeboren zum 75. Geburtstage auf das herzlichste gratuliere. Wenn ich mir dies erlaube, so geschieht es sicherlich nicht aus Gewohnheit oder Sitte, sondern, weil ich aus innerster Aufrichtigkeit sagen kann, daß ich unter den gegenwärtig lebenden großen resp. größten niemanden (mit Ausnahme des ebenfalls hochverehrten Herrn Prof. Dr. Forel) so liebe und verehre, als Sie! Eben deshalb wünsche ich Ew. Hochwohlgeboren zum hohen 75. Geburtstage von ganzen Herzen viel Glück und alles Gute. Möge Ihr Lebensabend lieber Herr Professor, recht glücklich und in bester Gesundheit beschieden sein!
Gleichzeitig ist es mein aufrichtigster Wunsch, || daß die Zahl derjenigen, welche noch Sinn für das Wahre, Gute und Schöne haben, immer größer werde, sodaß zugleich Ihre so vorzüglichen Lehren immer mehr Anerkennung und Verbreitung gewinnen mögen.
Wir Monisten und aufrichtigen Anhänger Ew. Hochwohlgeboren, werden dereinst Ihr liebes Andenken mit den Goethe’schen Worten verehren:
„Wir alle haben segensreich erfahren,
Die Welt verdank’ ihn, was er sie gelehrt.“
Ein herzliches Wohlergehen wünschend, zeichne ich
mit vorzüglichster Hochachtung
ergebenst
Rudolph Leitem, Lithograph
Nürnberg.