Ernst Haeckel an Wilhelm Bölsche, Jena, 1. Februar 1910
Jena 1.2.10.
Lieber Freund!
Deiner freundlichen Einladung zur Feier von Bruno Willes 50. Geburtstag (am 6.1.) kann ich zu meinem aufrichtigen Bedauern nicht Folge leisten. Meine Frau und Tochter sind wieder seit längerer Zeit krank; auch andere Umstände gestatten mir jetzt keine Reise. Ich bitte Dich, unseren lieben Freund Wille herzlich zu grüßen und statt meines persönlichen Glückwunsches beifolgende Postkarte (– wenn auch nicht: „Unter dem Wachholderbaum“, doch unter dem „Kastanienbaum“ der Villa Medusa –) zu überreichen. ||
Deine Betrachtungen über den „Strahlungsdruck“ habe ich mit Vergnügen gelesen, zumal mich Arrhenius’ „Werden der Welten“ – besonders wegen der Ablehnung der mir verhaßten „Entropie“ – sehr interessiert hat. Die „ewigen“ Transformationen im sogenannten „Kosmos“ (– mit lauter Störungen! –) werden jetzt immer interessanter. – Mitte März gedenke ich, einer Einladung des Fürsten Albert v. M. folgend, nach Monaco zu reisen, um der Einweihung seines großartigen Oceanographischen Museums beizuwohnen. Welcher Fortschritt der marinen Zoologie seit meinen ersten Erfahrungen (in Helgoland 1854, in Nizza 1856)! –
Mit herzlichsten Grüßen an Dich und Deine liebe Frau
Dein treuer alter
Ernst Haeckel.