Engelmann, Emma

Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 7. November 1890

Utrecht, d. 7/11. 90.

Hochverehrter und lieber Herr Professor!

Lassen Sie sich zunächst sagen, daß uns die Haeckelitis ein chronischer Zustand geworden ist, der sich auch bis an mein Lebensende nicht ändern wird. Mögen’s die Aerzte bedenk-||lich finden – mir ist es gerade recht. Hier braucht man solche Erregung; denn Utrecht scheint mir ohnehin nach unseres lieben Donders Tode in einen ewigen Winterschlaf verfallen; es ist ein todtes Nest, und hätte man nicht von außen her Anregung, dann liefen wir am Ende auch noch Gefahr ein-||zuschlafen. Dies zu verhüten – dafür haben Sie wieder die beste und liebenswürdigste Sorge getragen. Haben Sie innigen Dank für Ihre schönen, herrlichen Reiseberichte. Wir haben sie mit größtem Interesse gelesen und auch den Kindern vorgelesen. Willychen wurde so begeistert, daß er mir heute || sagte, er habe die letzten Nächte immer von Ihren schönen Erzählungen geträumt.

In den nächsten Tagen werden wir das Glück haben, Joachim viel zu sehen und zu hören. Vielleicht geben wir noch am Mittwoch ein Concert zum Besten des Augenkrankenhauses. Sollte es dazu kommen, so bitte ich Sie, mich ein klein wenig mit Ihrem Geiste zu erleuchten! Die herzlichsten Grüße vona Willy, der sich mit Ihrer Adoptiv-Tochter sehr nach Ihnen sehnt.b Hören Sie wohl manchmal unsere Seufzer?! – Ihre von Dank erfüllte

Haeckelita.c

a Text weiter am linken Rand von S. 4: klein … von; b Text weiter am linken Rand von S. 3: Willy … sehnt.; c Text weiter am linken Rand von S. 2: Hören … Haeckelita.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.11.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4189
ID
4189