Engelmann, Emma

Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 9. Oktober 1890

Utrecht, d. 9/10 90.

Lieber Herr Professor!

Sie stellen uns auf eine zu harte Geduldsprobe, und es wird mir schwer genug, noch bis zum 16ten zu warten. Könnte ich nur, wie ich möchte, so flöge ich schnell einmal nach Den Haag, um Sie wenigstens einen Augenblick || zu sehen; aber Sie sind so besetzt, und Willy ist leider auch so beschäftigt, daß er sich morgen (Freitag) nicht los machen kann. Heute haben wir einen Gast aus Haarlem und einen Utrechter zu Tisch. Morgen wären ich frei; Willy aber nicht. Sonnabend muß ich mit unserer Ältesten, Paula, zu Verwandten || nach Wageningen. Sonntag sind wir frei; aber Willy wird sich gewiß nicht getrauen, den Ausflug nach Helder mitzumachen, da er Montag früh Colleg geben muß und mit Rücksicht auf seine Migräne immer die Verpflichtung fühlt sich zu schonen! Leider, leider! Denn sonst wäre es so schön, mit Ihnen zu tummeln. Auch Montag || ist Willy vom Prof. Weber zu Tisch eingeladen; wäre ich nur auch so glücklich! Was gäbe ich darum, wenn ich Ihn begleiten könnte! Aber es sind gewiß nur „hochgelehrte Herren“ an der Tafel, und so finde ich’s ganz natürlich, daß ich nicht würdig befunden bin! So muß ich mich schon bis Donnerstag gedulden, so schlecht es geht.

Bis dahina ersterbe ich fast in tiefsterb Schwermuth u. grüße Sie in Demuth als Ihre getreuec Verehrerin Durchlauchting.d

a Text weiter am linken Rand von S. 4: dulden … dahin; b Text weiter am linken Rand von S. 3: ersterbe … tiefster; c Text am linken Rand von S. 2: Schwermuth … getreue; d Text weiter am linken Rand von S. 1: Verehrerin, Durchlauchting.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
09.10.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4185
ID
4185