Ernst Haeckel an Eduard Strasburger, Jena, 28. Februar 1891

VILLA HAECKEL.

JENA, DEN 28. Februar 1891.

Lieber Freund!

Für Deine liebenswürdige Einladung zur Hochzeit Deiner lieben Tochter danken wir Dir und Deiner lieben Frau herzlich! Wir würden in der That sehr gern Eurer schönen Familien-Feier beiwohnen, können aber leider Jena jetzt nicht verlassen. Daß wir dem jungen glücklichen Paar Alles Gute und Liebe von Herzen wünschen, versteht sich natürlich von selbst! ||

Wir haben ein paar ungewöhnliche und unruhige Wochen hinter uns. Nachdem am 9. Februar die glückliche und glückverheißende Verlobung unserer Tochter stattgefunden, erkrankte meine arme Frau wenige Tage später sehr bedenklich. Am 18. consultirten wir unseren ausgezeichneten Chirurgen, Prof. Riedel, da einige Symptome darauf hindeuteten, daß die jahrelangen schweren Leiden meiner Frau durch einen Gallenstein in der Gallenblase veranlaßt seien. Ein solcher fand sich in der That, als die schwere und lebensgefährliche Operation (Laporotomie) am 21. ausgeführt und sehr glücklich vollendet wurde. ||

Es geht ihr nun verhältnismäßig recht gut, u. wir dürfen hoffen, daß mit der glücklichen Entfernung des Unholds die alte Quelle ihrer äußerst schmerzlichen Leiden beseitigt sein wird. In 4-5 Wochen wird sie hoffentlich hergestellt sein! Du kannst aber denken, welchen dunklen Schatten dieser sorgenvolle Zwischenfall in die helle Sonnenfreude der Verlobung warf! Hoffentlich wird nun alles gut enden!

- Mein Schwiegersohn, der kühne Kilimandscharo-Besteiger, jetzt Chef des Bibliographischen Instituts in Leipzig (32 Jahre alt) ist ein prächtiger Mensch, und höchstsympathisch! ||

Er paßt vortrefflich zu unserer munteren frischen Lisbeth, die er erst am 10. Januar (ihrem 20. Geburtstage) hier auf dem Prorectorats-Balle kennen lernte. Im Herbste werden sie heirathen u. nach Leipzig ziehen.

Photogramm des Brautpaars sende ich Dir später!

Deiner lieben Frau und Eurem glücklichen Brautpaar, ebenso Dir selbst, lieber alter Freund, die herzlichsten Grüße von Deinem treuen

Ernst Haeckel.

[Beilage: Mammale novum incredibile ... Zedlitztrütschleria papalis (4 S.)]

Brief Metadaten

ID
41673
Gattung
Brief mit Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielland
Deutschland
Datierung
28.02.1891
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Abt. Hss. u. Rara
Signatur
NL Strasburger, Eduard
Beilagen
Mammale novum incredibile ... Zedlitztrütschleria papalis (4 S.)
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Strasburger, Eduard; Jena; 28.02.1891; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_41673