Ernst Haeckel an Eduard Strasburger, Jena, 7. Juni 1884

Jena 7. Juni 84.

Lieber Freund!

Heute morgen ist unser alter Freund und Curator Seebeck im 80sten Lebensjahre zum ewigen Ruhm gegangen, nachdem er schon seit Wochen sehr schwach geworden. Durch sonderbaren Zufall ist ihm der jetzige Curator, Frh. v. Türcke, 3 Tage im Tode vorangegangen. Der erstere hat die Curatel 26 Jahre, der letztere 6 Jahre verwaltet. ||

Beide Männer hatten nur die gewissenhafte Hingabe an ihren Beruf gemeinsam; im Übrigen waren sie doch so verschieden wie möglich; Seebeck ebenso umfassend und vielseitig, als Türcke kleinlich und einseitig. Ersterer studirte und behandelte die Universität Jena wie einen feinen lebendigen Organismus, letzterer wie einen staubigen Actenschrank. Indessen wollten beide das Beste! ||

– Hoffentlich geht es Dir und Deiner lieben Familie gut. Bei uns geht es im Ganzen gut, abgesehen von den üblichen Catarrhen.

– Für Dein liebenswürdiges Gratulations-Telegramm zur Instituts-Einweihung, das ich beim Festessen verlas, nachträglich meinen herzlichen Dank. Ich bin sehr froh, nunmehr mit der Einrichtung des neuen Instituts und des neuen Hauses fertig zu sein, Alles nach Wunsch! ||

Wo denkst Du in den Herbst-Ferien hinzugehen?

– Vor 14 Tagen besuchte mich mein liebenswürdiger Universitäts-Freund Ferdinand von Richthofen, den ich seit 26 Jahren nicht gesehen. Wir sprachen Viel von Dir.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Dein treuer E. Haeckel

P.S. Hast Du meine „Indischen Reisebriefe“ erhalten?

Brief Metadaten

ID
41665
Gattung
Brief mit Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielland
Deutschland
Datierung
07.06.1884
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Abt. Hss. u. Rara
Signatur
NL Strasburger, Eduard
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Strasburger, Eduard; Jena; 07.06.1884; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_41665