Ritter, Paul von

Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Paris, 21. Februar 1891

Paris

Grand-Hôtel

21 Februar 1891

Hochgeehrter Herr Professor,

Ihre geehrte Zuschrift v. 18t Feb. 1891 mit dem freudig strahlenden Ausdrucke der Vaterfreude über die glückliche Verlobung Ihrer lieben Tochter Fräulein Elisabeth habe ich hier richtig erhaltena und; ob ich gleich von Ihnen Allen in weiter Ferne weile, so nehme ich nichts desto weniger, wie immer, || herzliche Theilnahme an Allem, was Sie, theuerster Freund, persönlich oder Ihre liebe Familie im wechselnden Leben begegnen könnte. – Das gütige Geschick möge das glückliche Bräutpaar vor allen gehässigen Verfolgungen der Menschen bewahren und ihnen den Kampf ums Dasein zu viel wie möglich erleichtern. – Das Ziel des menschlichen Erdenlebens ist die Erhaltung || der innern Harmonie in den wechselnden Rollen der Lebensbewegungen und ihre Siegeskrone die sich selbst genügende Ruhe der Glückseligkeit. – Von Vielen gewünscht, von Wenigen erreicht wird sie dem jungen mit musterhaften Bildungselementen auferzognen Brautpaare gewiß nicht entgehen! –

Ich verlasse Paris diese Woche, um über Basel auf Frankfurt/Main zu gehen, wo || ich einige Geschäfte zu besorgen habe und bis Ostern zu bleiben beabsichtige. – Im April bin ich wieder in Basel Schaertlingasse 8. – In Frankfurt/M werde ich im Hotel Angleterre am Rossmarkt absteigen. –

Was die andauernde Krankheit Ihrer lieben Frau anbetrifft, so rathe ich eine chemische Analyse des Harns an, um aus derselben auf die Beschaffenheit des Blutes zu schließen. – Ist letzteres sauer und nicht alkalisch, – so thut das rohe Ei am Morgen mit recht viel Tischsalz und keinen Kaffee, sondern Thee mit dem von mir erprobtenb Mineralwasser von Vittel (in den Vogesen) ohne CO2 und wenig alkalische Salze (Grande Sauree), daher sehr verdaulich und ohne die rothen Blutkörper zu zerstören, – || viel Gutes. – Ich habe das Depôt in Paris gefunden und damit mich und Andere vor dem in diesem schlechten Winter herrschenden Erkältungskrankheiten bewahrt. – Die rhythmische Bewegung des Lebensprozesses wird damit merkwürdig gut erhalten. – Fräulein K. dankt für die freundliche Gabe. – Mit freundlichen u. herzlichen Grüßen an Alle, –

Ihr Ihnen treu ergebener

Ritterc

a eingef.: erhalten b eingef.: von mir erprobten c Schlußworte ("viel Gutes […] Ritter") vertikal am Rand von S. 1 nachgetragen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.02.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 41526
ID
41526