Ernst Haeckel an Wilhelm Ostwald, Jena, 22. Juli 1914
Herrn Prof. Dr. Wilhelm Ostwald (Gross-Bothen, Sa.)
Jena 22. Juli 1914.
Lieber und verehrter Freund!
Endlich komme ich dazu, Ihnen für Ihr „Monistisches Jahrhundert“ den schuldigen „Dank dem Monistenbunde“ zu schicken, welchen ich schon vor Monaten hatte absenden wollen und sollen. Ich bin aber erst jetzt mit der pflichtgemäßen brieflichen Beantwortung der 1600 Postsendungen fertig geworden, welche im Februar und März aus Anlaß meines 80sten Geburtstages mich überschüttet hatten. Außerdem bin ich durch die täglichen (allzuvielen!) auswärtigen Besuche übermäßig in Anspruch genommen; auch durch eine neue schwere Erkrankung meiner Frau und anderes persönliches Ungemach vielfach am Arbeiten gehindert. || Beiliegend sende ich Ihnen zugleich das zweite (und letzte) Heft der „Monistischen Bausteine“; ferner die „Ahnenreihe des Menschen“ und einige kleinere Schriften, die ich Ihnen vielleicht (?) schon früher geschickt habe. Sollte dies der Fall sein, so bitte ich Sie, dieselben Ihrem Sohne oder Ihrer Tochter als Erinnerung an ihren freundlichen Besuche in Jena zu übergeben; ebenso die beigelegten Postkarten.
Mit herzlichsten Grüßen und mit wiederholtem besten Danke für Alles, was Sie im letzten halben Jahre für unseren Monismus (– und für mich als Octogenarius persönlich!) getan haben, stets
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel