Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 1. Oktober 1915
Jena 1.10.1915.
Lieber Herr Doktor!
Es freut mich zu hören, daß Sie mit Ihrer Übersiedelung nach Bielefeld und mit dem Erfolge Ihrer dortigen Lehrtätigkeit zufrieden sind. Sollte auch Ihre von Ihnen vortrefflich redigierte Monatsschrift nach dem Kriege wieder auferstehen, so wäre das sehr zu begrüßen. Gegenwärtig leiden ja alle wissenschaftlichen Zeitungen und Bestrebungen unter dem entsetzlichen Weltkriege, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Auch ich habe viele Verluste an früheren Schülern und Freunden zu beklagen; von 12 im Felde gestandenen Neffen und Großneffen sind 7 gefallen. Verte! ||
Meine friedliche Einsamkeit ist seit dem Tode meiner lieben Frau durch die Anwesenheit meiner ältesten Enkelin belebt, Else Meyer (jetzt 21 Jahre) ein sehr liebes und begabtes Mädchen, voll Interesse und Verständnis für unsere zoolog. und philosophischen Aufgaben; sie bleibt auch den Winter bei mir. Im Septbr. war auch mein Sohn aus München mit Familie bei mir; sein einziger Sohn (jetzt 1½ J.) grüßt Sie in beifolg. Bilde.
Dr. Heinrich Schmidt (dessen philosoph. Wörterbuch in II. Auflage erschienen), arbeitet am Phylet. Archiv, dessen Sammlungen zu Ostern 1916 in dem Neubau der Universit. Bibliothek 2 Zimmer erhalten werden. Im Phylet. Museum bleibt bloß der mittlere große „Gedenksaal“ (mit Bildern, Büsten etc). Meine Arbeitskraft nimmt leider sehr ab.
Mit besten Grüssen
Ihr alter
Ernst Haeckel ||
P.S. Bitte mir von den „Monistischen Bausteinen“ zu schicken:
– 8 Expl. des I. Bd., ungeb.
– 6 Expl. des II. Bd., ungeb.
– 4 Einbanddeckel (für I. und II. zusammen).