Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 21. Oktober 1913
Jena 21.10.1913.
Lieber Herr Doktor!
Durch einen sonderbaren Zufall bin ich erst gestern in den Besitz der (mir nicht rechtzeitig zugesandten) Korrektur Fahnen meines Artikels über „Die Grenzen der Naturwissenschaft“ gelangt, von welchem Sie in Nr. 10 Ihrer „Neuen Weltanschauung“ einen Abdruck nach Nr. der Wiener Neuen Freien Presse gebracht haben. Dabei bin ich erst jetzt darauf aufmerksam geworden, daß die Redaktion der N. F. P. an nicht weniger als 4 Stellen wesentliche Sätze gestrichen hat – aus Angst vor dem Österreichischen Preßgesetz und dem drohenden Staatsanwalt! Trotzdem hat der Artikel eine starke Wirkung gehabt und ist von mehreren Zeitungen abgedruckt. || Eventuell könnte dieser Artikel (zusammen mit kleineren Aufsätzen älteren und neuern Datums) vollständig in der Schrift „Monistische Bausteine“ veröffentlicht werden, die Sie vor einiger Zeit zu publizieren gedachten. (Leider habe ich Ihren betreffenden Brief verlegt. Aus einer ähnlichen Unternehmung von Kröner ist Nichts geworden.) –
Falls die Schrift a bei Gelegenheit meines 80.sten Geburtstags erscheinen sollte, könnte auch ein vollständiges (oft von Anhängern gewünschtes) Verzeichniß meiner Schriften angehängt werden; nicht chronologisch geordnet (– wie in der Festschrift am 30.7.1908 –) sondern nach den Stoffen (A. Allgem., B. Zoolog. Monogr. C. Reisen etc.). || Ein solches habe ich bereits vor einiger Zeit angefertigt. Auch könnte eventuell Ihr Artikel aus Heft 9 der „N. W.“ (50 Jahre etc) vorangeschickt werden. Den Ertrag der Druckschrift (die gut ausgestattet werden müßte) könnten Sie für sich behalten. Ich würde kein Honorar beanspruchen, sondern bloß eine Anzahl Frei-Exemplare.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr alter
Ernst Haeckel.
a gestr.: als