Jena 15. October 1915.
Herrn Dr. W. de Gruyter,
Verlag Georg Reimer, Berlin.
Hochgeehrter Herr Doktor!
Seit Beginn dieses Jahres (– in welchem ich bisher noch Nichts veröffentlicht habe –) bin ich mit einer Arbeit beschäftigt, deren Manuskript (circa 110-120 Druckseiten umfassend) in nächster Woche fertig wird. Der Titel dieser gemeinverständlichen Schrift ist:
Ewigkeit.
Weltkriegs-Gedanken über Leben und Tod, Unsterblichkeit und Entwickelung.
Die vier Kapitel behandeln (mit Bezug auf die grossen aktuellen Zeitfragen):
I. Weltkrieg und Naturgesetz,
II. W. ‒ Religion,
III. W. ‒ Kardinalfrage,
IV. W. ‒ Entwicklungslehre. ||
Die Schrift, auf weiteste Leserkreise berechnet, baut sich ganz auf den grundlegenden Arbeiten auf, welche ich vor 50 Jahren im Verlag von Georg Reimer veröffentlicht habe: „Generelle Morphologie und Natürliche Schöpfungsgeschichte“; sie ergänzt auch die Vorträge über den „Kampf um den Entwicklungs-Gedanken“, welche vor 10 Jahren in Ihrem Verlage erschienen sind. Ich frage daher zuerst bei Ihnen an, ob Sie eventuell geneigt und in der Lage sind, die Broschüre baldmöglichst (– mit der Jahreszahl 1915 –) zu veröffentlichen, etwa Anfang Dezember, jedenfalls vor Weihnachten. Im Format und Druck der genannten Berliner Vorträge (1905) berechnet würde der Umfang ungefähr diesen gleich sein und 7 (höchstens 8) Druckbogen betragen. ||
Der Rein-Ertrag der Broschüre würde bestimmt sein für die „Unterstützung der Hinterbliebenen der Deutschen Krieger, welche ihr Leben und ihr Familien-Glück der Rettung des Vaterlandes und der Erhaltung des Völkerrechtes geopfert haben“ – Dies wäre auch auf der Rückseite des Titelblatts zu bemerken. Auf Honorar würde ich im Hinblick auf diesen patriotischen und philanthropischen Zweck Verzicht leisten, um der Schrift durch einen möglichst billigen Ladenpreis eine recht weite Verbreitung zu sichern. –
Frei-Exemplare wünsche ich in größerer Zahl (etwa 120-150) zu erhalten um sie nicht nur an die bekannten Korrespondenten und Gesellschaften, sondern auch an die Presse und an die Verwundeten in den Lazaretten verschicken zu können. (Abbildungen sind dem Texte nicht beigegeben). Vorschläge über Format und Druckform überlasse ich Ihnen. Von der Korrektur jedes Bogens würde ich um 4 Exemplare bitten. ||
Falls Sie den Verlag der „Ewigkeit“ übernehmen wollen, werde ich Ihnen das Manuskript in 6-8 Tagen zuschicken, spätestens 24. Oktober. Andernfalls bitte ich umgehend um Antwort, da ich dann dena Verlag A. Kröner in Leipzig (oder einem Anderen meiner Vollverleger) anbieten werde.
Mit freundlichem Grusse
Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Ernst Haeckel.
a eingef.: den