Ernst Haeckel an Walter de Gruyter, Jena, 21. Februar 1906

Zoologisches Institut

der Universität Jena

Jena 21. Februar 1906.

Hochgeehrter Herr Doctor!

Für ihren freundlichen Glückwunsch zu meinem 72. Geburtstag sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank, besonders auch für die Aufmerksamkeit, mich an diesem Tage durch das erste fertige und gebundene Exemplar der „Prinzipien der Generellen Morphologie“ zu überraschen; die Ausstattung ist schön. Beifolgend übersende ich Ihnen nun die 70 Dedications-Blätter, welche ich den 70 Exemplaren beizulegen bitte, die Sie gütigst direct von Berlin versenden wollen. Davon sind nach unserem Verlags-Vertrage vom 2. October 1905 Freiexemplare 50. 40 andere Exemplare kaufe ich Ihnen ab und bitte davon 20 hierher nach Jena zu senden. ||

Die Rechnung für die 40 netto gekauften Exemplare bitte ich auszustellen: „Für die Bibliothek des Zoologischen Instituts in Jena (– sie sind für deren Tausch-Verkehr bestimmt –). Der Betrag dafür wird Ihnen alsbald durch das Universitäts Rentamt zu gehen. Von den 20 hierher gehenden Exemplaren erbitte ich 15 gebunden, 5 broschirt. Die 10 gebundenen Stücke, die Sie direct versenden wollen, sind bestimmt für:

1. Prinz von Monaco. 2. Murray (Edinburgh), 3. Rottenburg (Glasgow). 4. May (Karlsruhe). 5. Mc Cabe (London). 6. Bölsche (Berlin). 7. Breitenbach (Brackwede). 8. Haeckel (Stettin). 9. Keller (Zürich). 10. Lang (Zürich).

Die übrigen 60 Stück können broschirt versandt werden. ||

Die Korrektur des Umschlags (fertig) folgt anbei. –

Für das interessante Buch von Ulrich Wendt: „Die Technik als Kulturmacht“, das Sie mir freundlichst sandten, statte ich Ihnen besten Dank ab. Ich habe es von Anfang bis Ende mit lebhafter Teilnahme gelesen, und finde es nach Form und Inhalt vortrefflich.

Von den gedruckten Danksagungen für meine Geburtstags-Briefe habe ich heute noch 100 Stück zu adressiren (– gestern eben so viel! –).

Daher nur noch in Eile herzlichen Gruß und Dank von Ihrem

treu ergebenen

Ernst Haeckel.

Verte. ||

P. S. Von der vortrefflichen Heliogravure meines Porträts, die sie nach dem Photogramm von Tesch haben machen lassen (Kopf auf die Hand gestützt) hätte ich gerne noch 20 Exemplare zum Verschenken; bitte sie mir mit Rechnung zu senden.

Das Honorar für die „Generelle Morphologie“ bitte ich an die Reichshauptbank in Berlin – für mein dortiges Depot – auszuzahlen (Kontor für Wertpapiere).

Herrn Dr. de Gruyter in Berlin.

[Beilage: gedruckte Danksagung]

Aus Anlass meines 72. Geburtstages sind mir am 16. Februar d. J. so zahlreiche Glückwünsche und freundliche Gaben zugegangen, dass es mir zu meinem Bedauern nicht möglich ist, allen Gebern einzeln meinen herzlichen Dank abzustatten. Indem ich demselben durch diese Zeilen Ausdruck gebe, füge ich die Versicherung hinzu, dass jene Beweise der Zuneigung und Anerkennung am Abend eines langen und vielbewegten Lebens mich hoch erfreut haben; sie sind der beste Lohn für mein unablässiges Streben nach Erkenntnis der Wahrheit und Förderung der Wissenschaft.

Da in vielen von jenen Glückwunsch - Schreiben dieselben Fragen nach meinem Befinden und meinen Arbeits-Aussichten wiederkehren, füge ich noch hinzu, dass meine Gesundheit sich stetig bessert; ich hoffe, meine akademischen Vorlesungen, die ich in diesem Winter (— meinem 90. Dozenten-Semester in Jena —) leider nicht abhalten konnte, im nächsten Sommer wieder aufnehmen zu können. Dagegen kann ich keine Aussicht darauf eröffnen, dass meine etwaigen weiteren Arbeiten noch nennenswerte Ergebnisse liefern werden. Denn was ich bisher mit ehrlichem Fleisse, im Laufe von 50 Jahren Forschens und Denkens, aus dem tiefen Schacht der Natur-Erkenntnis habe zu Tage fördern können, ist bereits in meinen bisherigen Schriften veröffentlicht. Ich lege jetzt die Aufgabe ihrer weiteren Entwickelung vertrauensvoll in die Hände meiner zahlreichen Schüler und Anhänger; ich hoffe, dass es ihren jüngeren Kräften nachhaltiger, als mir selbst, gelingen wird, den Sieg der reinen Vernunft, gegenüber der Macht der herrschenden Vorurteile und des traditionellen Aberglaubens herbeizuführen. In dieser Hoffnung bestärkt mich die lebendige Teilnahme, die der Deutsche, am 11. Januar d. J. hier gegründete „Monistenbund" in weitesten Kreisen findet; möge ihm eine segensreiche Wirksamkeit beschieden sein!

ERNST HAECKEL.

JENA, 20. Februar 1906.

Brief Metadaten

ID
40622
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Zoologisches Institut der Universität Jena
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
21.02.1906
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Verlagsarchiv Walter de Gruyter
Signatur
M 7704 Dep. 42, R 2, Haeckel, Ernst, Bl. 52r-52v
Beilagen
gedrucktes Damkschreiben anlässlich Haeckels 72. Geburtstag
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Gruyter, Walter de; Jena; 21.02.1906; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_40622