Ernst Haeckel an Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen, Jena, 29. Dezember 1904
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena 29.12.1904.
Durchlauchtigster Herr Herzog!
Gestatten Ew. Hoheit, daß ich Ihnen und Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin meine herzlichsten Glückwünsche zum Jahreswechsel darbringe!
Für die eingehende Kritik, die Ew. Hoheit in Ihrem letzten, mir besonders wertvollen Briefe an meinem letzten philosophischen Werke ausübten, und die mir Ihr lebhaftes Interesse an den „Lebenswundern“ bezeugt, bin ich Ihnen zu ganz besonderen Danke verpflichtet! ||
Einige von den fachlichen Bedenken, die Sie gegen mehrere meiner monistischen Ansichten und Folgerungen erhoben, sind gewiß gerechtfertigt. Einige andere Einwürfe hoffe ich später einmal bei mündlicher Discussion aufklären zu können, wenn ich die Ehre haben sollte, mich mit Ihnen über die monistische Weltanschauung und deren Konsequenzen unterhalten zu können. Der Erfolg der „Lebenswunder“ übertrifft meine Erwartungen; in 9 Wochen sind 9000 Exemplare abgesetzt worden. Von den „Welträthseln“ ist jetzt (nach 5 Jahren) die 150.ste Auflage (à 1000) erschienen; ungefähr ebenso viel von den von der Englischen Übersetzung. ||
Mit der Bitte, mich ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, und mit dem Wunsche, daß das kommende Jahr Ihnen Beiden recht viel Erfreuliches, vor allem volle Gesundheit, bringen möge, bleibe ich
in aufrichtigster Verehrung
Ihr dankbar ergebener
Ernst Haeckel.