Ernst Haeckel an Bartholomäus von Carneri, Potsdam, 17. April 1884
Potsdam 17. April 84.
Lieber und verehrter Freund!
Von Ihnen Gutes zu hören, ist mir immer eine Freude, und so besonders die Gewißheit, daß Sie sich mir Ihrer lieben Fritzi in Ihrem neuen Daheim wohl fühlen und den Verlust des grünen Wildhaus mit philosophischer Ruhe tragen. Wie lieb ist mir die schöne Erinnerung daran, und daß ich Sie dort noch vor Thoresschluß als feudalen „Ritter“ habe bewundern können! ||
Den Wunsch der Frau von Olszewski (– der früheren Jenenserin Lehmann –) meine „Indischen Reise-Briefe“ in das Polnische zu übersetzten, bewillige ich meinerseits (auf Ihre freundliche Bitte!) mit Vergnügen. Sie wird jedoch wohl noch bei dem Berliner Verleger (Paetel, Lützowstr. 7) anfragen und ihn um seine Zustimmung ersuchen müssen. Ich hoffe, er wird keine Schwierigkeiten machen. ||
Ich bin hier in meiner Geburtsstadt auf einige Tage zum Besuch bei meiner guten alten (nunmehr 85jährigen) Mutter a, nachdem ich einen arbeitsvollen Winter hinter mir habe.
Für Ihre fruchtbare philosophische Thätigkeit, wie für Ihre verdienstvolle patriotische Aufopferung, wünsche ich Ihnen auch weiterhin unermüdliche Kraft und Ausdauer. Für die freundlichst übersandten Früchte derselben, die mich sehr interessirt haben, danke ich herzlichst! ||
Mit freundlichsten Grüßen an Sie und Ihre verehrten Damen, sowie an unsern Freund Königsbrunn,
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel
P. S. Haben Sie sich schon an dem höchst interessanten monistischen Epos von Kösting „Der Weg nach Eden“ (Leipzig, E. Günther, 1884) erbaut?
P. S. und P. S. Gestern hat mich die Universität Edinburgh zum Dr. juris! gemacht!!
Haben Sie vielleicht einen Process zu führen?
a gestr.: zum Besuch